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Kooperation mit Israel: Mehr Kampfdrohnen für Deutschland
Bundeswehr kauft weitere Killerwaffen aus Israel. Ausbildung wurde nach Deutschland verlegt
Die Bundeswehr plant offenbar, drei weitere Langstreckendrohnen des Typs Heron TP aus Israel zu beschaffen. Dazu sollen der Haushalts- und der Verteidigungsausschuss im Bundestag über eine sogenannte 25-Millionen-Euro-Vorlage entscheiden. So will es das militärnahe Magazin »Hartpunkt« aus »gut informierten Kreisen« erfahren haben. Demnach würden die neuen Drohnen nicht wie bisher geleast, sondern gekauft. Auch die fünf bereits von der Bundeswehr angeschafften Heron TP sollen dem Bericht zufolge langfristig gekauft werden.
Über den finanziellen Umfang des neuen Vorhabens ist nichts bekannt. Im Rahmen des schon bestehenden Leasingvertrags zahlt die Bundeswehr umgerechnet rund 200 Millionen pro Maschine. Hinzu kommt ein Vertrag über die Beschaffung von 140 Lenkflugkörpern, für den das Verteidigungsministerium angeblich 43 Millionen Euro ausgibt. Wer den Zuschlag für die Munition erhielt, hält die Bundesregierung geheim. Grund dafür ist die Rücksichtnahme auf die israelische Regierung, die in der Öffentlichkeit über die Fähigkeiten ihrer Kampfdrohnen Stillschweigen bewahrt.
Anders als die bereits bestellten und teilweise gelieferten Heron TP würden die deutschen Neuanschaffungen nicht zur Überwachung aus der Luft oder für Kampfeinsätze genutzt, schreibt »Hartpunkt«. Zur Ausstattung sollen demnach Systeme zur elektro-magnetischen Aufklärung von Kommunikations- und Radarsystemen gehören. Diese gegnerischen Anlagen können dann mit anderen Waffensystemen angegriffen werden.
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Seit einem Jahr ist eine erste bewaffnungsfähigen Heron TP bereits auf dem Fliegerhorst Jagel in Schleswig-Holstein stationiert – angeblich aber ohne Raketen oder Bomben, die offenbar noch nicht an die Luftwaffe ausgeliefert wurden. Inzwischen ist das große Luftfahrzeug in die Nato-Operation »Baltic Sentry« in der Ostsee eingebunden. Damit will das Militärbündnis die russischen Einheiten zugeschriebene Sabotage von Seekabeln verhindern.
Hauptauftragnehmer für den alten und auch den neuen Drohnenvertrag ist die Bremer Rüstungssparte von Airbus. Die Luftfahrzeuge stammen von dem israelischen Partner IAI, der sich im Staatsbesitz befindet. Die Ausbildung von Pilot*innen und Personal zur Bedienung von Sensoren und Waffentechnik sollte auf dem israelischen Luftwaffenstützpunkt Tel Nof erfolgen, wo die Drohnen vor ihrer Überführung nach Deutschland stationiert sind.
Airbus übernimmt auch die Wartung der israelischen Drohnen und erledigt etwaige Reparaturen. Für die Umwandlung der Leasingverträge in einen Kauf will die Bundeswehr den deutschen Rüstungsdienstleister Plath einbinden, berichtet »Hartpunkt«. Dies diene der »Sicherstellung der deutschen Souveränität bei dem Projekt«.
Für die Stationierung ihrer Drohnen in Israel hat die Bundeswehr vor sechs Jahren ein Areal auf dem Stützpunkt Tel Nof bezogen. Die Kooperation firmiert unter dem Namen »Roter Baron«. Geehrt wird damit der Kampfflieger Manfred von Richthofen, der im 1. Weltkrieg eine dreistellige Zahl gegnerischer Maschinen abschoss. Den Namen habe das israelische Militär gewählt, erklärte die deutsche Luftwaffe damals.
Airbus übernimmt auch die Wartung der israelischen Drohnen und erledigt etwaige Reparaturen.
Insgesamt sollten im Rahmen von »Roter Baron« 60 Besatzungen ausgebildet werden. Sie stammen sämtlich aus dem Programm der unbewaffneten »Heron 1«, mit denen die Bundeswehr in Afghanistan und Mali operiert hatte. Auch die Schießtrainings deutscher Drohnensoldat*innen finden in Israel statt.
Mit Beginn des Gazakrieges hatte die Bundeswehr ihre geleasten Drohnen vorübergehend wieder an die israelische Luftwaffe abgegeben. Die fliegerische Ausbildung auf den Heron TP in Tel Nof wurde deshalb ausgesetzt und erst im April 2025 wieder aufgenommen. Das bestätigte das deutsche Verteidigungsministerium jüngst in der Antwort auf die parlamentarische Anfrage der Linke-Abgeordneten Lea Reisner. Damit solle ein »Ausbildungsstau« abgearbeitet werden.
Tel Nof ist eine der wichtigsten Anlagen der israelischen Luftwaffe, für Einsätze im rund 40 Kilometer entfernten Gaza starten von dort auch Kampfflugzeuge oder Drohnen. Nach einem Gegenschlag anlässlich der Ermordung des Generalsekretärs der Hisbollah Hassan Nasrallah durch einen israelischen Luftangriff in Beirut griff der Iran im Oktober 2024 auch die Basis in Tel Nof mit Raketen an. Ob etwaige Zerstörungen auch die Kooperation »Roter Baron« beeinträchtigten, beantwortet die Bundesregierung nicht.
Der nun von Israel gestartete Angriffskrieg auf den Iran könnte für eine abermalige Verzögerung der Ausbildungflüge deutscher Pilot*innen sorgen. Am Boden jedenfalls schreitet das Projekt »Roter Baron« voran: Die theoretische Ausbildung sowie Trainings an einem Simulator von Airbus wurden bereits komplett nach Deutschland verlagert, erklärte nun das Verteidigungsministerium.
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