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Badeverbot in Berlin: Wem gehört die Spree?

Das Spreebad zeigt: Sommerspaß ist eine soziale Frage, meint Lola Zeller.

Schwimmende Aktivist*innen kämpften am Dienstag im Spreekanal gegen das 100 Jahre alte Badeverbot in der innerstädtischen Spree.
Schwimmende Aktivist*innen kämpften am Dienstag im Spreekanal gegen das 100 Jahre alte Badeverbot in der innerstädtischen Spree.

Endlich Sommer! Kaltgetränk im Park, Spaziergang am Kanal, grillen auf dem Tempelhofer Feld – das Leben in Berlin findet wieder auf der Straße statt. Doch schnell wird die Idylle zur Hölle in der immer heißer werdenden Stadt, wenn Autos und Beton die Priorität des Senats bleiben.

Um mit der Hitze klarzukommen, braucht der Körper Abkühlung. Das ist ganz besonders wichtig bei älteren Menschen, bei Kindern und bei all jenen, die besondere gesundheitliche Voraussetzungen haben. Wenn allerdings schattenspendenden Stadtbäume gefällt und die Schwimmbäder kaputtgespart werden, dann fehlt diese Abkühlung vielen Berliner*innen.

Wenig überraschend betrifft das vor allem arme Menschen: Sie leben in dichter besiedelten und weniger grünen Vierteln, sie wohnen mit mehr Menschen auf engerem Raum zusammen, sie können sich keine Klimaanlagen einbauen und nicht übers Wochenende aus der Stadt hinausfahren.

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Im Konflikt um das Flussbad im Spreekanal an der Museumsinsel zeigt sich, dass genau diese Menschen, die ihre Freizeit im öffentlichen Raum verbringen, nur in den ihnen zugewiesenen Räumen geduldet werden. Neukölln, Wedding und Co. mögen noch umkämpft sein – die touristische Mitte ist längst verloren, wie das rekonstruierte Stadtschloss zeigt.

Deshalb ist die Empörung über die Idee einer für alle offenen Badestelle im Spreekanal bei den an der Museumsinsel ansässigen Interessenvertretern groß – den Pöbel wollen sie hier nicht haben. Und genau deshalb sollte das Flussbad umso mehr unterstützt werden: um alle gehörig zu nerven, die dafür verantwortlich sind, dass Mitte für die meisten Berliner*innen tot ist.

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