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Basketball-EM: Belgien zeigt dem DBB-Team die Grenzen auf
Im Viertelfinale der EM scheitern die deutschen Basketballerinnen an den belgischen Titelfavoritinnen
Nach der Schlusssirene überwog die Bewunderung fast die Enttäuschung. »Belgien ist so ein komplettes Team und seine Erfahrung und Kadertiefe hat sich deutlich gezeigt«, würdigte Bundestrainerin Lisa Thomaidis nach der 59:83-Niederlage die EM-Favoritinnen. Auch Flügelspielerin Emily Bessoir schwärmte nach dem Viertelfinal-Aus am Mittwochabend in Piräus für den Gegner: »Die spielen superschön. Die finden die offene Frau, die verteidigen und wissen die Stärken voneinander. Da merkt man, dass die einfach länger zusammenspielen.«
Eingespieltheit, Erfahrung und ein Kader, bei dem auch von der Bank noch viel Qualität nachkommt. Die drei Merkmale, die Bessoir und die Bundestrainerin bei den Belgierinnen besonders hervorhoben, sind das, was den deutschen Basketballerinnen bei dieser EM noch fehlte für den ganz großen Wurf. Dabei hatte man zu Beginn noch gut gegen die amtierenden Europameisterinnen mitgehalten. Im ersten Viertel verwandelten Bessoir und Ko. sechs ihrer elf Dreipunktwürfe. Bis zur Halbzeit blieb es eng. Mit einem knappen 36:41-Rückstand ging es in die Kabine.
Messeman zu gut für Deutschland
Als Belgien nach der Pause den Druck erhöhte, hatte Deutschland jedoch keine Antwort mehr. Basketball-Ikone Emma Messeman sorgte mit 13 Punkten im dritten Viertel für die Vorentscheidung. Die 32-Jährige war mit insgesamt 30 Punkten, neun Rebounds, fünf Assists, drei Steals und zwei Blocks die überragende Akteurin. »Emma hat einen außergewöhnlichen Job gemacht. Wir waren darauf vorbereitet, dass sie viele Punkte machen wird, aber sie war auch eine großartige Vorbereiterin«, gab Frieda Bühner nach dem Spiel beeindruckt zu.
Die 21-Jährige hatte trotz der schwierigen deutschen EM-Vorbereitung zuvor immer wieder betont, dass man nach EM-Bronze 1997 endlich wieder eine Medaille holen wolle. Daraus wird zumindest bei der Eurobasket in diesem Jahr nichts. Nach dem Aus im Viertelfinale bei der EM 2023 und den olympischen Spielen in Paris im vergangenen Sommer endeten die Edelmetallträume der deutschen Basketballerinnen zum dritten Mal in Folge in der Runde der letzten Acht. Die Hoffnung, dass es bald klappen könnte mit den Halbfinal- und Finalspielen bei einem großen Turnier, ist aber weiterhin berechtigt. So vielversprechend waren die bisher gezeigten Leistungen bei der EM 2025.
Potenzial und ein Problem
Der Frauenauswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) mag es an Erfahrung mangeln, dafür steckt aber noch einiges Entwicklungspotenzial im deutschen Team. Die vier besten Spielerinnen bei dieser Eurobasket sind alle nicht älter als 25 Jahre. Leonie Fiebich (25 Jahre), Luisa Geiselsöder (25), Emily Bessoir (23) und Frieda Bühner (21) sollten ihre beste Zeit noch vor sich haben. Üblicherweise erreichen Basketball-Profis ab 27 Jahren ihr Leistungsmaximum. Mit der 17-jährigen Clara Bielefeld durfte dazu ein absolutes Toptalent die ersten Einsatzminuten im Nationaltrikot sammeln.
Wenn Kapitänin Marie Gülich nach ihrem Kreuzbandriss rechtzeitig bis zur Heim-Weltmeisterschaft 2026 wieder fit wird und auch die Sabally-Schwestern – wie angekündigt – für die WM in Berlin ins Nationalteam zurückkehren, verfügt Deutschland auch in der Breite über einen topbesetzten Kader. Die einzige Problemzone, die sich nicht von alleine löst, bleibt die Eingespieltheit. Mit Satou Sabally, die sich in diesem Jahr voll auf den Start bei ihrem neuen WNBA-Team Phoenix Mercury konzentriert, fehlt Deutschland seine beste Spielerin und damit das wichtigste Puzzlestück für den Kampf um die Medaillen. Wie gut ein Team harmonieren kann, das seit Jahren in ähnlicher Konstellation um seine Starspielerin aufgebaut wurde, mussten die DBB-Frauen gegen Belgien aus nächster Nähe miterleben.
Platz fünf als neues Ziel
Schon direkt nach der Niederlage am Mittwoch betonte Bundestrainerin Thomaidis deswegen, wie wichtig die verbleibenden beiden Platzierungsspiele bei der Eurobasket für ihr Team seien. »Alles, was jetzt noch kommt, ist ein Bonus für uns. Jeder Tag, an dem wir die Chance haben, zusammen zu sein und zusammenzuspielen, wird uns in der Zukunft helfen«, erklärte die 52-jährige Kanadierin. Auch ohne Satou Sabally, ihre Schwester Nyara und Kapitänin Gülich sollen sich die DBB-Frauen kontinuierlich weiterentwickeln. Am Freitag gibt es dazu gegen die Türkei die nächste Gelegenheit. Die Türkinnen verloren ihr Viertelfinale gegen Italien knapp mit 74:76. Sollte Deutschland diese Partie gewinnen, kommt es am Sonntag gegen die Siegerinnen aus dem Spiel Litauen gegen Tschechien zum Duell um Platz fünf.
»Das Schöne an dem Turnierformat ist, dass es weitergeht und man auch weitermachen muss. Letztes Mal bei der EM sind wir Sechster geworden und das wollen wir toppen«, gab Emily Bessoir am Mittwochabend gleich noch das neue Ziel für die letzten beiden Spiele aus – damit das DBB-Team möglichst noch bei dieser Europameisterschaft wieder über die eigene Leistung schwärmen kann.
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