Berliner Saucen-Werk: Streik bei Kühne

Beschäftigte des Traditionsbetriebs fordern mehr Geld

Die Frühschicht vom Dienstag vor dem Kühne-Werk in der Provinzstraße
Die Frühschicht vom Dienstag vor dem Kühne-Werk in der Provinzstraße

Mit etwa 60 Mitarbeiter*innen hat fast die gesamte Frühschicht die Arbeit niedergelegt. »Alle Linien stehen still. Es kann nichts produziert werden«, sagte Rebecca Rahe, Sekretärin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Die NGG hat ihre Mitglieder am Berliner Standort des Traditionsbetriebs Kühne im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen am Dienstag für 24 Stunden zum Streik aufgerufen. Die Beschäftigten wollen mehr Geld, das der Arbeitgeber ihnen in der gewünschten Höhe bisher verweigert.

Im Saucen-Werk in Reinickendorf produzieren die 210 Mitarbeiter*innen der 1722 gegründeten Carl Kühne KG vor allem Grillsaucen, Dressings, Mayonnaisen und Ketchup. Die NGG will 6,2 Prozent mehr Lohn für die nächsten zwei Jahre und hat damit die ursprüngliche Forderung bereits angepasst: Zuvor standen sieben Prozent, mindestens aber 241 Euro im Monat mehr Gehalt auf dem Zettel, bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von einem Jahr.

»Die Belegschaft sieht nicht ein, weniger als ihre Kollegen auf dem platten Land zu verdienen.«

Rebecca Rahe NGG-Gewerkschaftssekretärin

Ende Juni allerdings hatte die NGG eine Tarifvereinbarung für das Kühne-Werk im mecklenburgischen Hagenow geschlossen, in der die erhobenen Forderungen bereits enthalten sind. Wie Gewerkschaftssekretärin Rahe zu »nd« sagte, gehe es nun darum, das Lohnniveau wieder anzugleichen. Der Unternehmensslogan »One Kühne« sollte auch für Tariferhöhungen gelten. »In der Hauptstadt sind die Lebenshaltungskosten viel höher und die Mieten explodieren weiter. Umso mehr sieht die Belegschaft nicht ein, weniger als ihre Kollegen auf dem platten Land zu verdienen«, so Rahe.

In den vergangenen Verhandlungsgesprächen hatte Kühne eine Erhöhung der bisherigen wöchentlichen Arbeitszeit von 38 Stunden gefordert. Die sei mittlerweile vom Tisch, doch ein Angebot oberhalb der aktuellen Inflationsrate liege nicht vor, teilt die NGG mit. Kühne erklärte, während der laufenden Verhandlungen keine Kommentare abgeben zu können.

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Ein nächster Verhandlungstermin ist für den 9. September geplant. »Wir hätten gerne früher weiterverhandelt, aber das Unternehmen hat uns mit Verweis auf die Urlaubszeit keinen früheren Termin geben können«, sagt Rahe.

Kühne produziert in Deutschland an fünf Standorten: in Berlin, Straelen und Hamm (NRW), Schweinfurt (Bayern) und Hagenow (Mecklenburg-Vorpommern). Das Unternehmen hat weitere Werke in Frankreich, Polen sowie der Türkei und exportiert weltweit.

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