Bolivien: Hoffnung auf ein Ende der Krise

Martin Ling über den Wahlsieg von Rodrigo Paz

Hoffnung auf reißenden Absatz: Zeitungsverkäufer überbrückt das Warten auf Käufer mit Lektüre der Ausgabe nach dem Wahltag.
Hoffnung auf reißenden Absatz: Zeitungsverkäufer überbrückt das Warten auf Käufer mit Lektüre der Ausgabe nach dem Wahltag.

Die Bolivianer*innen wollen einen Wandel zum Besseren, die Kettensäge wollen sie nicht. Nach der klaren Absage an die seit 20 Jahren fast ununterbrochen regierende Bewegung zum Sozialismus (MAS) in der ersten Runde im August, gewann in der Stichwahl zwischen Mitte-rechts und Ultrarechts klar der moderate Kandidat: Rodrigo Paz, den im August noch keine Umfrage auf dem Zettel hatte.

»Kapitalismus für alle« war der Slogan von Paz, keine Schlangen mehr an Tankstellen, ein Ende der Vetternwirtschaft sind seine Wahlversprechen, die er einzulösen nun in der Pflicht steht. Sein Ansatz überzeugte die Bolivianer*innen deutlich mehr als der des ehemaligen Vizepräsidenten Jorge Quiroga, der mit einer Anleihe an Argentiniens Präsidenten Javier Milei versprach, mit der Kettensäge die Hinterlassenschaften der MAS-Ära zu beseitigen, die 2006 mit Evo Morales’ Präsidentschaft begann.

Ex-Präsident Morales (2006-2019) wurde von der Justiz untersagt, wieder anzutreten, er rief im August zum Ungültigwählen auf. 19 Prozent folgten ihm damals und diese Wähler*innen hatte Paz im Blick, als er den schrittweisen Ausstieg aus der Wirtschaftskrise versprach, in die die MAS-Ära gemündet war. In ihren ersten Jahren mit hohen Rohstoffpreisen hatte die MAS mit dem Bau von Schulen, Straßen und Krankenhäusern in den strukturschwachen Regionen bei der Bevölkerung punkten können. Paz wird wissen, dass er einen Kompromiss mit den sozialen Bewegungen rund um Morales suchen muss, wenn er Erfolg haben will. Sonst drohen Straßenkampf und Instabilität.

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