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Streik bei Coca-Cola: Tausche braunes Gold gegen fairen Lohn
Gewerkschaft NGG bestreikt Coca-Cola-Standort in Genshagen
»Der Unmut der Kollegen hier vor Ort ist groß«, sagt Sebastian Riesner am Telefon. Es geht um die Löhne bei Coca-Cola am Standort in Genshagen bei Ludwigsfelde. Riesners Gewerkschaft, die NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten), hat die Belegschaft zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen, um deutlich zu machen, dass die Beschäftigten das bisherige Arbeitgeber-Angebot in den Tarifverhandlungen nicht akzeptieren, heißt es in einer Mitteilung.
Nullrunde für 2025?
Die NGG fordert in der laufenden bundesweiten Tarifrunde eine Lohnerhöhung von 150 Euro und ein Plus von weiteren fünf Prozent. Die Ausbildungsvergütung soll um 120 Euro in allen Jahrgängen steigen. Der neue Tarifvertrag soll rückwirkend ab 1. September und für ein Jahr gelten.
Der Unmut der Belegschaft entspringt dem Gewerkschaftssekretär und Geschäftsführer der NGG Berlin-Brandenburg Riesner zufolge den Gehaltsvorstellungen aus der Coca-Cola-Chefetage. »Dass Coca-Cola für 2025 keine Lohnerhöhung vorsieht und erst 2026 magere 1,5 Prozent anbieten will, ist eine Provokation.« Besonders verwerflich sei, dass die Vergütung der Auszubildenden gar nicht angefasst werden soll. »Die Kolleginnen und Kollegen hier in Genshagen fordern – wie überall im Land – endlich Wertschätzung und faire Entgelte«, sagt Riesner.
»Wirtschaftlich tragfähiges Angebot«
Eine Sprecherin von Coca-Cola widersprach den Darstellungen. So habe man seit März 2025 eine Lohnerhöhung über 3,5 Prozent oder 170 Euro umgesetzt. Das vorgelegte Angebot sei »wirtschaftlich tragfähig«, es berücksichtige »sowohl die aktuell herausfordernde wirtschaftliche Lage als auch die bereits geleisteten hohen Entgeltabschlüsse der vergangenen Jahre«.
»Das geht nur, weil immer weniger Menschen immer mehr leisten – und das bei stagnierenden Löhnen und steigenden Kosten.«
Sebastian Riesner (NGG) Gewerkschaftssekretär
Deutschlandweit arbeiten etwa 6000 Beschäftigte für Coca-Cola. Erst im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen angekündigt, 500 Stellen in Deutschland abzubauen. Fünf Standorte, darunter auch der in Berlin-Hohenschönhausen, sollten geschlossen werden, um sich »im anhaltend wettbewerbsintensiven Marktumfeld noch kosteneffizienter aufstellen« zu können.
Produktionsboom und Stellenabbau
Während Arbeitsplätze abgebaut wurden, sei die Produktion gestiegen, teilt die NGG mit. »Das geht nur, weil immer weniger Menschen immer mehr leisten – und das bei stagnierenden Löhnen und steigenden Kosten«, sagt Sebastian Riesner von der Gewerkschaft.
In Genshagen, wo Coca-Cola die großen PET-Flaschen abfüllt, arbeiten etwa 180 Personen. Riesner rechnet damit, dass am Ende etwa 100 Kolleg*innen die Arbeit niederlegen. Das wäre die komplette Früh- und Spätschicht, berichtet er am Mittwochvormittag vom Streikposten. Darunter seien Angestellte aus der Produktion, aus der Verwaltung, Kraftfahrer und Auszubildende, so der Gewerkschaftssekretär.
Weitere Streiks drohen auch in Berlin
In den letzten Tagen wurden Coca-Cola-Standorte in ganz Deutschland bestreikt. Am 10. November setzen die NGG und Coca-Cola ihre Verhandlungen in Hamburg fort. Riesner droht mit weiteren Streiks auch in der Deutschland-Zentrale im Berliner Ortsteil Friedrichshain. »Wenn sich Coca-Cola in den Verhandlungen nicht bewegt, werden wir den Streik ausweiten – und zwar so lange, bis ein faires und gutes Angebot vorliegt«, kündigt der Gewerkschaftssekretär an.
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