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Punktsieg für die Opposition
So kann’s auch gehen: Wer sich den sogenannten Dreikampf zwischen Guido Westerwelle, Oskar Lafontaine und Jürgen Trittin am Montagabend in der ARD angesehen hat, der weiß nun endgültig, dass das aufwendig angekündigte Merkel-Steinmeier-Duell vom Tag zuvor ziemliche Zeitverschwendung war. Zumindest für die Zuschauer. Denn während Kanzlerin und Vizekanzler eher harmlos hin und her plänkelten (wobei sie sich auch durch vier geltungsbedürftige Moderatoren nicht groß stören ließen), ging es bei den drei Herren von der Opposition ordentlich zur Sache. Kein Gekeife, keine platten Vorwürfe wie sonst so oft in Talkshows, auch wenig konfuses Stimmengewirr – Westerwelle, Lafontaine und Trittin wollten ihre Meinungen deutlich machen und legten dabei Wert auf erkennbare Unterschiede.
»Wir müssen uns ja abheben vom gestrigen Gespräch«, forderte Trittin seine Diskussionspartner auf, und weil beide damit einverstanden waren, produzierten die Drei einen informativen, teils sogar unterhaltsamen Fernsehabend. Politinteressenten erfuhren vielleicht nicht viel Neues, aber die Positionen wurden ohne all zu viel Polemik auf den Punkt gebracht. Zuweilen wurde aus dem Dreikampf allerdings beinahe ein Duell – Grüne und LINKE stehen einander nun mal in etlichen Punkten näher als der FDP. Warum man nicht wenigstens gelegentlich für einen Antrag der LINKEN stimmen könne, wenn man gleicher Ansicht sei, erklärte Westerwelle folgendermaßen: »Die Anträge der Linkspartei sehen immer so aus: Der erste Satz stimmt, und im zweiten Satz wird die Weltrevolution ausgerufen.«
Wen die Inhalte dann doch nicht so interessiert haben sollten, der konnte sich immerhin an einer fernsehtechnischen Neuerung ergötzen: Die Diskutanten wurden in eine riesige Halle gestellt und durften sich – weil es weder Einrichtung noch Publikum gab – am akustischen Widerhall ihrer Argumente erfreuen. Demnächst lädt die ARD vielleicht in eine Tropfsteinhöhle ein.
Ach ja, die Moderatoren: Jörg Schönenborn vom WDR fragte hartnäckig und korrekt nach und hätte die Sendung gut und gern alleine bestreiten können. Das ARD-Proporz-Theater stellte ihm leider den unerträglichen Siegmund Gottlieb aus Bayern zur Seite, der sich über Lafontaines Mindestlohn-Ideen mokierte (eine Unverfrorenheit des bestverdienenden BR-Chefredakteurs) und Fragen wie diese an Lafontaine für originell hielt: »Ist das Ihr Prinzip, möglichst viel zu fordern, um dann möglichst wenig zu erreichen?«
Natürlich gab es auch die unvermeidlichen Unvereinbarkeitsbekundungen der Politiker. Jeder will bei der Wahl erstmal den Gegner verhindern und schließt dies und jenes aus. Dennoch hat man den Eindruck, dass angesichts der schwachen SPD- und der schwächelnden CDU-Werte Hintertüren offen gelassen werden. Wahrscheinlich will niemand schuld sein, wenn wegen all zu lauter Vorwahl-Polterei am Ende nichts als eine neue Große Koalition bleibt.
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