Merkel an der Artenschutz-Front

UNO-Jahr der biologischen Vielfalt eröffnet / In Deutschland ein Drittel der Tierarten bedroht

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Zum Auftakt des UN-Jahres der biologischen Vielfalt hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu verstärkten Anstrengungen im weltweiten Artenschutz aufgerufen.

Berlin (AFP/ND. »Der Schutz der biologischen Vielfalt hat dieselbe Dimension wie die Frage des Klimaschutzes«, sagte Merkel auf der Eröffnungsveranstaltung am Montag in Berlin. Naturschutz sei auch für den Menschen eine Existenzfrage, betonte Umweltminister Norbert Röttgen (CDU).

»Wir brauchen eine Trendwende, jetzt unmittelbar, nicht irgendwann«, verlangte Merkel in ihrer Rede. Sie räumte allerdings ein, dass das international vereinbarte Ziel, den Verlust an Artenvielfalt bis Ende 2010 deutlich zu verringern, nicht mehr erreichbar sei. Sie nannte es beängstigend, dass die Verlustrate an Arten sich noch weiter beschleunige und inzwischen durch menschliche Einwirkung hundert- bis tausendmal höher sei, als es natürlicherweise der Fall wäre. Um diesen Trend umzukehren, seien auch zusätzliche finanzielle Anstrengungen erforderlich.

Merkel bekräftigte ihre 2008 auf der UN-Biodiversitätskonferenz in Bonn gegebene Zusage, ab 2013 jährlich 500 Millionen Euro für den Waldschutz bereitzustellen. Bereits jetzt seien die Mittel auf rund 250 Millionen Euro pro Jahr aufgestockt worden. Die Kanzlerin forderte auch erneut den Aufbau einer eigenständigen UN-Umweltorganisation, um die Anstrengungen für Arten- und Klimaschutz zu bündeln.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) wies auf der Auftaktveranstaltung darauf hin, dass weiterhin pro Jahr rund 13 Millionen Hektar Waldfläche weltweit vernichtet werden. Auch 80 Prozent der karibischen Korallenriffe seien bereits zerstört. In Deutschland sind rund ein Drittel der heimischen Tier- und ein Viertel der Pflanzenarten bestandsgefährdet. Um dem entgegenzuwirken, kündigte er ein »Bundesprogramm Biologische Vielfalt« an.

Mit dem Verlust an Artenvielfalt gingen aber auch wichtige »Dienstleistungen der Ökosysteme für menschliches Wirtschaften« verloren, mahnte Röttgen. »Naturschutz ist kein Luxusthema, sondern es geht um unsere Existenz«, stellte er klar. Die Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) bezifferte allein den wirtschaftlichen Wert der Bestäubungsfunktion der Biene mit rund 150 Milliarden Euro.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief in einem per Video eingespielten Grußwort ebenfalls dazu auf, das UN-Jahr der Biodiversität zu einem Signal des Handelns zu machen. Mit dieser Initiative will die UNO die stockenden Anstrengungen voranbringen, dem weltweiten Artensterben Einhalt zu gebieten. Deutschland hält derzeit den Vorsitz der UN-Biodiversitätskonvention.

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