Gegen Ausbeutung und Atomkraft

IG Metall plant Großkundgebung gegen Sparpaket und Atompolitik

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.
Schulterschluss zwischen Gewerkschaften und Atomkraftgegnern: Die Industriegewerkschaft Metall mobilisiert zu einer Großkundgebung in Salzgitter gegen das Sparpaket und die Atompolitik der Bundesregierung.

Die Demonstration am 29. September richte sich gleichermaßen gegen einseitige Belastungen der Beschäftigten bei der Gesundheit, die Rente mit 67 und eine unverantwortliche Energiepolitik mit längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke, teilte die IG Metall Salzgitter-Peine gestern mit. Zu der Aktion werden tausende Beschäftigte aus Betrieben der Region sowie Umweltschützer erwartet.

Die großen Energiekonzerne hätten längere Laufzeiten für die alten Atomkraftwerke durchgesetzt, »damit sie noch mehr Gewinne machen können, während wir dafür noch mehr Atommüll bekommen«, heißt es in einem Gewerkschaftsflugblatt. Die Großkundgebung finde »ganz bewusst« während der Arbeitszeit statt, damit der Widerstand gegen Sparpaket und Atompolitik auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die Unternehmen habe, erklärt die IG Metall. Dies könne auch »als ein kleiner Vorgeschmack auf die kommende Auseinandersetzung während der Atommülltransporte gesehen werden«. »Denn im Falle von Demonstrationen, wie wir sie bei Atommülltransporten kennen, kann uns bisher noch niemand erklären, wie tausende von Beschäftigten zur Arbeit kommen sollen.«

In Salzgitter sind Metall-Gewerkschafter und Betriebsräte schon länger im Widerstand gegen das geplante Endlager Schacht Konrad aktiv. Es war die örtliche IG Metall, die eine Spendenkampagne startete, um die Klagen gegen Konrad finanziell abzusichern.

Während eines Aktionstages gegen das Endlager legten Tausende Stahl- und Metallarbeiter aus der Region sogar für Stunden die Arbeit nieder. Vor Betrieben, auch vor dem VW-Werk in Salzgitter, fanden Anti-Atom-Kundgebungen statt.

Die Gewerkschafter halten die Inbetriebnahme eines Endlagers für Atommüll in der Industrieregion Salzgitter für strukturpolitisch unverantwortlich. Das Endlager habe verheerende Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung. Ausdrücklich warnen die Gewerkschafter aber auch vor einer Gefährdung der Gesundheit der in der Region lebenden Menschen durch radioaktive Strahlung und vor der Gefahr schwerer Unfälle bei Atommülltransporten in das Endlager.

Dass sich Gewerkschaften so eindeutig gegen Atomkraft positionieren, ist keineswegs selbstverständlich. In der Vergangenheit standen sich Gewerkschafter und Atomkraftgegner oft unversöhnlich gegenüber. Während der Atomkonsensgespräche zwischen Bundesregierung und Stromwirtschaft im Jahr 2000 demonstrierten Gewerkschafter für und Bürgerinitiativen gegen die Atomenergie.

Bei Parteitagen der Grünen setzten sich aufgebrachte AKW-Beschäftigte, die um den Verlust ihrer Arbeitsplätze fürchteten, für einen längeren Betrieb der Reaktoren ein. Das von den Gewerkschaften lange Zeit ins Feld geführte Arbeitsplatzargument hat zuletzt allerdings an Überzeugungskraft verloren. Laut einer Greenpeace-Studie würden selbst bei einem kurzfristigen Ausstieg aus der Atomkraft kaum Arbeitsplätze verloren gehen. In der boomenden Branche der Regenerativen Energien arbeiten rund eine halbe Million Menschen.

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