Ein Seebad wird zur Festung

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Die mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt, mehr als 12 000 Sicherheitskräfte und 3500 Journalisten: Das französische Seebad Deauville erwartet in dieser Woche die wahrscheinlich außergewöhnlichsten Tage seiner Geschichte. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat sich das frühere Bauerndorf am Ärmelkanal als Tagungsort für das diesjährige Treffen der führenden Industrienationen und Russlands (G8) ausgesucht. Er will Deauville in die Geschichte eingehen lassen. Dort sollen Entscheidungen getroffen werden, die die Welt bewegen.

Von den prominenten Gästen werden die rund 4000 Ortsbewohner allerdings kaum etwas zu sehen bekommen. Weil US-Spezialkräfte vor wenigen Wochen Al-Qaida-Chef Osama bin Laden töteten und Racheakte befürchtet werden, gilt bei dem Treffen am Donnerstag und Freitag höchste Alarmbereitschaft. 5728 Polizisten, 4539 Gendarmen und 1685 Soldaten werden im Einsatz sein, um US-Präsident Barack Obama und die anderen Staats- und Regierungschefs zu schützen. Hinzu kommen Hunderte Zivilschutzkräfte.

Für manch einen Einwohner ist das ein Alptraum. Im Ortskern dürfen sich von Mittwoch an nur noch Inhaber eines Spezialausweises und akkreditierte Gäste aufhalten. Die Luftraum wird mit Hilfe von 30 Hubschraubern, einer Drohne und Luftabwehrraketen abgesichert. Mit Ausnahme von in großer Höhe fliegenden Langstreckenmaschinen müssen Piloten eine Flugverbotszone beachten. Vor der Küste ist jeglicher Schiffsverkehr untersagt. Die Häfen von Deauville und Trouville müssen schließen – ebenso der Flughafen.

Auf diese Weise bleiben auch unliebsame Demonstranten außen vor. Unvergessen sind bei allen Gipfel-Planern die Störaktionen bei früheren G8-Treffen wie im deutschen Heiligendamm 2007 und im schottischen Gleneagles 2005.

Für die deutsche Bundeskanzlerin wird die Reise nach Deauville keine Premiere sein. Angela Merkel spazierte bereits im vergangenen Oktober mit Sarkozy am Strand entlang. Quasi als Generalprobe für das G8-Treffen hatte Sarkozy zu einem Dreiergipfel mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew geladen. dpa/ND

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