Wasser ja, Gold Nein!

Nach Protesten wurde Bergbauprojekt im Norden Perus gestoppt

  • Benjamin Beutler
  • Lesedauer: 2 Min.
Im nordperuanischen Bergbauzentrum Cajamarca läuft die Bevölkerung weiter Sturm gegen Goldminenprojekte des Konsortiums Yanacocha. Nach heftigen Zusammenstößen zwischen Polizei und Bergbaugegnern stoppte der Multi vergangene Woche die Arbeiten. Perus Linksregierung kündigte derweil eine Überprüfung der Umweltlizenz für das Projekt an.

In Cajamarca weckt das Conga-Projekt des Konsortiums Yanacocha alte Ängste. Bis zu 4,8 Milliarden US-Dollar an Investitionen stehen bereit, um ab 2015 jährlich bis zu 22 Tonnen Gold und 95 000 Tonnen Kupfer aus der Erde zu holen. Yanacocha ist das größte Goldförderunternehmen in Südamerika. Der Haupteigener, die US-amerikanische Newmont Mining Corporation, erzielte 2010 einen Jahresgewinn von 9,5 Milliarden US-Dollar. Außerdem sind das peruanische Unternehmen Minas Buenaventura mit 43,65 Prozent sowie die Weltbank-Tochter International Finance Corporation der Weltbank mit fünf Prozent an dem Konsortium beteiligt.

Ein jetzt bekannt gewordenes Gutachten aus dem Umweltministerium Perus gibt den Bergbaugegnern recht. Das Projekt verändere die Landschaft »in bedeutender und irreversibler Art und Weise, indem zahlreiche Ökosysteme verschwinden und die noch verbliebenen weiter fragmentiert werden«, so das Ministerium. Vier Seen wollen die Conga-Planer verlegen. Statt mögliche Schäden einzuräumen, behaupten die Goldgräber, dass »diese Maßnahmen nicht nur Chancen für die Menschen bieten, sondern dass auch die Funktion betroffener Ökosysteme kompensiert wird«.

Die Erfahrungen vor Ort besagen anderes: Trotz Jahrhunderten des Bergbaus leben im Departamento Cajamarca über 1,5 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze, hier gibt es die höchste Kindersterblichkeit des Landes. Von den ausländischen Investitionen profitiert die Region offensichtlich nicht - trotz blendender Geschäfte bei steigenden Goldpreisen. Stattdessen hinterlässt der Bergbau kaputtes Land.

Wegen des hohen Wasserverbrauchs der Goldindustrie wird den Bauern das kostbare Nass abgedreht. Zwar wirbt Yanacocha mit dem Einsatz moderner Umwelttechnologie und »gesellschaftlicher Verantwortung für neuen, nachhaltigen Bergbau«. Doch sorgen Unfälle mit dem für die Goldextraktion verwendeten Quecksilber und ausgewaschene Schwermetalle im Trinkwasser für Aufsehen. Zuletzt 2004 war ein Firmen-Lkw mit Quecksilber verunglückt. Hunderte Bauernfamilien erkrankten, ein örtlicher Bürgermeister starb. Der Versuch von Yanacocha, den Vorfall mit der Übergabe von 40 Sack Dünger an die Geschädigten zu vertuschen, scheiterte. Trotz öffentlichen Schuldbekenntnisses sind bis heute keine Entschädigungen gezahlt worden.

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