LINKE und SPD fordern Antwort

Kritische Fragen zum Unterrichtsmaterial über Linksextremismus

Das Unterrichtsmaterial »Demokratie stärken - Linksextremismus verhindern«, versehen mit einem Vorwort von Bundesjugendministerin Kristina Schröder (CDU), gerät immer stärker in die Kritik. Nun wird es auch Gegenstand parlamentarischer Anfragen an die Bundesregierung.

Nein, einen Gefallen hat sich Kristina Schröder mit der Broschüre »Demokratie stärken - Linksextremismus verhindern« nicht getan. Nicht sich selbst und auch nicht den Lehrern und Schülern, die damit im Unterricht arbeiten sollen. Das von der Zeitbild Stiftung München herausgegebene und vom Schröder-Ministerium offenbar nicht nur ideell geförderte Magazin hantiert nicht nur mit allerlei Vorurteilen und unbewiesenen Behauptungen (etwa der, dass »ein beträchtlicher Teil« der in Berlin verübten Brandanschläge auf Autos »auf linksextremistische Gewalt« zurückgehe). Es rückt auch Zeitungen wie »neues deutschland«, »junge Welt«, »unsere zeit« und »Jungle World« in die linksextremistische Ecke (»nd« berichtete).

Nachdem nd-Chefredakteur Jürgen Reents auf seine Bitte um nähere Erläuterung nach wochenlangem Warten eine nichtssagende Antwort erhielt und zahlreiche Zeitungen die Sache bereits kritisch aufgriffen, fordern nun auch die Bundestagsfraktionen von Linkspartei und SPD Auskunft. In einer Kleinen Anfrage, die die Linksfraktion dieser Tage an die Regierung stellen will, geht es konkret um die Einstufung von »nd« und der Wochenzeitung »Jungle World« als linksextremistisch. Die Linksfraktion will wissen, ob die Bundesregierung diese Einschätzung teilt - und wenn ja, mit welcher Begründung. Außerdem wird gefragt, wieviel Geld in das Unterrichtsmaterial investiert und in welcher Auflage es gedruckt und verteilt wurde. Schließlich wird auch die Frage gestellt, ob die Einstufung als linksextremistisch Folgen für die Behandlung der betroffenen Medien durch das Bundespresseamt hat.

Auch die SPD-Fraktion hat kritische Fragen und findet das Material »gänzlich ungeeignet« für eine Auseinandersetzung zum Thema Linksextremismus in der Schule. In einer Kleinen Anfrage möchten die Sozialdemokraten u.a. wissen, welche Informationen Ministerin Schröder zu der Feststellung veranlassen, im Unterricht würde der Linksextremismus zu wenig beachtet. Fragen gibt es auch zur Qualität der wissenschaftlichen Projektbegleitung durch den umstrittenen Extremismusforscher Eckhard Jesse. Man darf gespannt sein, ob die Antworten der Bundesregierung ergiebiger sind als das lapidare Schreiben des Ministeriums an den nd-Chefredakteur.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -