Bedrohte Tiere werden besser geschützt

Weltartenschutzkonferenz geht mit positiver Bilanz zu Ende / Prävention künftig wichtiger

  • Michael Lenz, Bangkok
  • Lesedauer: 3 Min.
Die 178 Vertragsstaaten des Artenschutzabkommens CITES haben sich auf ihrem Treffen in Bangkok auf einen besseren Schutz zahlreicher bedrohter Elefanten-, Nashorn- und Haiarten geeinigt. Doch es gibt auch Wermutstropfen.

Soviel Einigkeit ist selten unter Natur- und Tierschutzorganisationen. Nicht nur der notorisch positive World Wide Fund For Nature (WWF) feierte die Resultate der 16. Weltartenschutzkonferenz als »historisch«. Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) zogen eine positive Bilanz des Treffens in Bangkok, das am Donnerstag nach zwei Wochen intensiven Beratungen, Debatten und Gerangel hinter den Kulissen zu Ende ging. Erstens gebe es eine Verschiebung hin zum Prinzip der Vorbeugung, sagte Ralf Sonntag, Präsident von IFAW Deutschland. »Zweitens sprechen die Delegierten von der ersten lösungsorientierten Konferenz seit langem.«

In den Jubelchor mischen sich jedoch auch nachdenkliche Töne. Diese gelten vor allem dem lauter gewordenen Ruf mancher Experten und Regierungen, die Handelsmöglichkeiten mit Elfenbein, Rhinozeroshorn oder Tigerprodukten zu erweitern oder neu zu schaffen. Ihr Argument: Legaler Handel verhindert illegalen Handel und Wilderei. Dem hält Avinash Basker von der Wildlife Protection Society of India entgegen: »Handelsverbote funktionieren - solange sie nicht sabotiert werden.« Als Beispiel führt Basker sein Heimatland an, das ansonsten kein strahl-endes Licht bei der Durchsetzung von Gesetzen ist. »Vom indischen Markt sind dank rigoroser Gesetze Schmuck und religiöse Produkte aus Elfenbein verschwunden.«

In Thailand ist der Handel mit Elfenbein von heimischen Elefanten erlaubt, die auf natürliche Weise gestorben sind; in China der mit Tigerprodukten von Tigerfarmen. Steven Galster von der Tierschutzorganisation Freeland setzt sich bei gefährdeten Tierarten für ein Handelsverbot ohne Wenn und Aber ein. Alles andere sei, »wie ein Feuer mit Wasser zu löschen und gleichzeitig Öl hineinzukippen«. Aber auch Galster und Basker kommen nicht umhin, der Konferenz Fortschritte und eine »richtige Richtung« zu bescheinigen.

Eine solch positive Bilanz hatte im Vorfeld des Treffens im Queen-Sirikit-Konferenzzentrum von Bangkok niemand erwartet. Erst recht nicht, nachdem gleich zu Beginn der Eisbär schutzlos auf seiner Eisscholle sitzen gelassen wurde. Der Antrag der USA auf ein Verbot des Handels mit Eisbärprodukten war nach Einschätzung von IFAW-Aktivist Sonntag nicht zuletzt an der unklaren Haltung der EU gescheitert. Dabei handelt Kanada als einziges Land weltweit immer noch international mit Eisbärprodukten. Der Handel ist nach dem Klimawandel eine der größten Bedrohungen für die weißen Bären.

Indes machte die Konferenz auch deutlich, dass die CITES-Vertragsstaaten die Nichtbefolgung von Beschlüssen nicht mehr geduldig hinnehmen. China und Thailand als Hauptmärkte des Elfenbeinhandels, aber auch Malaysia, Vietnam und die Philippinen als Transitländer des Schmuggels sowie Südafrika, Kenia und Tansania als wichtigste Lieferländer müssen zu festgelegten Terminen Aktionspläne gegen die Wilderei von Elefanten und Nashörnern vorlegen. Machen sie ihre Hausaufgaben nicht, drohen Sanktionen. Volker Homes, Artenschutzexperte des WWF Deutschland, freut sich: »Der Ruf nach Sanktionen war noch nie auf einer CITES-Konferenz so laut wie auf dieser.«

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