Attac: Griechenland-»Hilfe« ging großteils an Banken

160 von 207 Milliarden Euro flossen an Kreditinstitute und Privatanleger / Netzwerk kritisiert »brutale Kürzungspolitik«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (Agenturen/nd). Die Hilfsmilliarden der Euro-Partner für Griechenland sind einem Zeitungsbericht zufolge zu mehr als drei Vierteln bei Banken und Kapitalanlegern gelandet. Wie die »Süddeutsche Zeitung« unter Berufung auf Recherchen des globalisierungskritischen Bündnisses Attac berichtet, gingen von den 207 Milliarden Euro an Krediten, die bisher nach Athen überwiesen worden seien, fast 160 Milliarden Euro an Geldhäuser und Kapitalanleger.

»Das Ziel der politischen Eliten ist nicht die Rettung der griechischen Bevölkerung, sondern die des Finanzsektors«, sagte Lisa Mittendrein von Attac Österreich, der »SZ«. Demnach steckte die Regierung in Athen allein 58 Milliarden Euro in die Aufstockung des Eigenkapitals griechischer Banken. 55 Milliarden Euro seien für die Rückzahlung auslaufender Staatsanleihen und elf Milliarden Euro für den Rückkauf alter Schulden ausgegeben worden. Mit weiteren 35 Milliarden Euro sei internationalen Banken, Versicherungen und Investmentfonds 2012 die Teilnahme am Schuldenschnitt schmackhaft gemacht worden.

Selbst von den knapp 47 Milliarden Euro, die tatsächlich im griechischen Staatshaushalt angekommen seien, musste Athen dem Bericht zufolge 35 Milliarden umgehend als Zinszahlungen an die Besitzer von Staatsanleihen weiterleiten. »Die weit verbreitete und von europäischen Politikern öffentlich vertretene Position, dass das Geld der sogenannten ›Rettungspakete‹ den Menschen in Griechenland zugutekommen würde, ist damit widerlegt«, sagte Mittendrein dem Blatt. Vielmehr zahlten die einfachen Bürger die Zeche - in Form »einer brutalen Kürzungspolitik, die die bekannten katastrophalen sozialen Folgen hat«.

Die Bundesregierung wies die von Attac erhobenen Vorwürfe zurück. Die Menschen in Griechenland hätten davon profitiert, dass der Regierung in Athen Zeit für Reformen verschafft und die Banken vor dem Kollaps bewahrt worden seien, hieß es laut »SZ« im Finanzministerium in Berlin.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.