Reden mit den Taliban

Roland Etzel über Gespräche in Afghanistan ohne Karsai

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Die USA wollen mit den Taliban verhandeln - endlich, nach zwölf Jahren Krieg, aber immerhin. Es dürfte weniger Ausdruck von Dialogliebe des Pentagons sein, als der Versuch, nach dem Abzug der NATO aus Afghanistan den Taliban das Feld nicht ganz bedingungslos zu überlassen. Auch Berliner Politiker finden das durch die Bank begrüßenswert, heute. Und vertrauen auf die Vergesslichkeit ihrer Wähler.

Als Kurt Beck 2007 als SPD-Chef vorsichtig andeutete, man müsse doch versuchen, wenigstens mit »gemäßigten« Taliban zu reden, fielen Politiker reihenweise über ihn her. Am wildesten gebärdeten sich CSU und Grüne. Der Christsoziale Söder sah durch Beck »Deutschlands Bündnisverpflichtungen« verletzt, und der Grünen-Sicherheitspolitiker Nachtwei blödelte, »eine afghanische Friedenskonferenz ist doch kein rheinland-pfälzisches Weinfest«. Getan wurde am Ende - nichts.

Tatsächlich vermittelt hat wieder einmal Norwegen, wie vor 20 Jahren im Nahostfriedensprozess, so auch diesmal diskret und effizient. So sieht staatspolitisch verantwortungsvolles Regierungshandeln aus. Und man darf vermuten, dass die Opposition davon wusste und es trotzdem über sich brachte, den Mund zu halten; eine völkerfreundliche Dienstleistung zu ermöglichen, indem man sie nicht in den Niederungen wahlkämpferischen Parteiengezänks zerredet. Hierzulande undenkbar.

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