Peugeot made in China

Nach der Kapitalerhöhung bei PSA fordern Gewerkschaften Garantien für Jobs

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.
Der zweitgrößte europäische Autobauer, PSA, ist wirtschaftlich ins Schlingern geraten. Nun sollen der französische Staat und ein chinesischer Konzern helfen.

Der französische Automobilkonzern PSA wird sein Kapital um drei Milliarden Euro aufstocken. Wie am Montagabend mitgeteilt wurde, kommen diese Mittel voraussichtlich je zur Hälfte von der staatlichen Investitionsbank Caisse des Dépôts und von dem chinesischen Hersteller Dongfeng, mit dem PSA bereits gemeinsam Autos der Marken Peugeot und Citroen baut. Während in China der Absatz des Konzerns 2013 um 26 Prozent gestiegen ist und gerade der Bau eines sechsten PSA-Montagewerks beschlossen wurde, gingen die Geschäfte in Frankreich und Europa zuletzt um fünf Prozent zurück. Heute werden schon 550 000 Peugeot- und Citroen-Autos in China gebaut - in Frankreich sind es noch rund eine Million.

Dieses Verhältnis dürfte sich weiter zu Gunsten des asiatischen Wachstumsmarkts verschieben, fürchten die Gewerkschaften, die nach der gerade erst erfolgten Schließung des großen Werks in Aulnay-sous-Bois bei Paris mit der Aufgabe weiterer traditionsreicher Produktionsstandorte rechnen. Um diesen Befürchtungen entgegenzutreten, versicherte Wirtschafts- und Finanzminister Pierre Moscovici: »Der Staat wird alles tun, damit PSA ein großer französischer Konzern bleibt und die Mittel für seine Entwicklung findet.«

PSA hat zwischen 1999 und 2012 sechs Milliarden Euro an Gewinn erwirtschaftet, aber nur einen Bruchteil davon reinvestiert. Statt dessen hat die Familie Peugeot, die im Konzern bisher die Zügel in der Hand hielt, »diversifiziert«: Es wurden Beteiligungen an Autobahngesellschaften und Altersheimen, an der Schlauchbootfirma Zodiac sowie einem Immobilienfonds erworben und das Weingut Chateau Guiraud gekauft - Hauptsache, die Renditeerwartungen waren höher als in der Autoproduktion.

Dort fehlt es angesichts des Absatzrückgangs und trotz drastischer Sparmaßnahmen - über 11 000 Jobs werden abgebaut - an Mitteln für Modernisierungsinvestitionen. Als nun eine Kapitalaufstockung unausweichlich war, sträubte sich die Familie im Aufsichtsrat mit aller Kraft gegen die Beteiligung des Staates und des Partnerkonzerns aus China, weil dadurch ihr Kapitalanteil von 25 Prozent und der Stimmenanteil von 38 Prozent unter die Grenze der Sperrminorität absackt. Doch ihr Alternativvorschlag, neue Aktien im Gesamtwert von drei Milliarden Euro breit zu streuen, scheiterte im Aufsichtsrat am Veto der Vertreter des Staates und der Belegschaft.

»Die Kapitalaufstockung ist unausweichlich«, meint Bruno Lemerle, CGT-Vertreter im PSA-Betriebsrat. »Wir sind auch nicht dagegen, dass der Staat seinen Anteil erhöht, aber mit welchem Ziel?« Bei Dongfeng sei die Absicht klar. Der drittgrößte Hersteller in China vor allem auf die Übernahme der modernen Technologien von PSA. »Wenn immer mehr in China produziert und investiert wird, führt das fast automatisch zu einem Abbau der Kapazitäten und damit der Arbeitsplätze in Frankreich«, so Lemerle. »Der Staat als einer der Hauptaktionäre von PSA muss Garantien für den Fortbestand der Arbeitsplätze in Frankreich geben und nicht nur die anderen Großaktionäre und deren Strategien unterstützen.«

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