Mehr Utopie bitte!

Stefan Otto über die Benachteiligung von Frauen

In der EU-Studie zur sexuellen Gewalt spiegelt sich der gelebte Herrenwitz wider. Die Zahlen zeigen, wie wenig Gleichbehandlungsvorsätze bislang bewirkt haben. Für Joanna Goodey, die Initiatorin der Untersuchung, ist dies nicht verwunderlich. Denn der Kern des Problems werde viel zu selten thematisiert: dass nämlich Frauen wie eine Minderheit behandelt werden.

Auf dem Arbeitsmarkt sind Frauen seit jeher ausgegrenzt. Noch immer sind Männer ungleich häufiger als Frauen in Vollzeit beschäftigt und weitaus weniger Frauen können von ihrer Arbeit leben. Noch immer trifft vor allem Frauen die Doppelbelastung von Familie und Arbeit. Tausendfach stecken sie zurück und verzichten auf ihr berufliches Vorankommen, arbeiten Teilzeit oder bleiben im Minijob hängen.

Selbst Frauen, die es geschafft haben, klagen über mangelnde Akzeptanz. Doris Dörrie etwa dreht seit 35 Jahren Filme, wurde vielfach ausgezeichnet und beschwert sich noch immer, als Frau im Kulturbetrieb nicht ernst genommen zu werden.

Was fehlt, ist mehr Respekt zwischen den Geschlechtern. Und mehr Gelassenheit. Wie weit die Politik davon entfernt ist, zeigt der mutige Vorstoß von Manuela Schwesig (SPD), die kurz nach ihrem Amtsantritt als Familienministerin vorschlug, für junge Familien eine 32-Stunden-Woche als Vollzeitarbeit anzurechnen, um ihnen mehr Zeit für Kinder einzuräumen. Schwesig wurde abgewatscht. Ihr Vorschlag sei utopisch, hieß es - weil unbezahlbar.

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