Mord in Preußen

Armin Öhri und seine jungen Ermittler

  • Irmtraud Gutschke
  • Lesedauer: 3 Min.

Seinen ersten Krimi hat er mit 29 veröffentlicht. »Der Bund der Okkultisten« ist sein achtes Buch. Armin Öhri, Jahrgang 1978, stammt aus Liechtenstein und wohnt auch dort. Er arbeitet, wie es heißt, an einer Berufs- und Handelsschule, ist Schriftsteller also nur im Nebenberuf. Seine Spezialität: der historische Kriminalroman. Da ging es um das größte Luftschiff aller Zeiten, die »Hindenburg«, um eine Expedition nach Java und Sumatra, um einen Mord in London 1881, um seltsame Vorgänge in der Schweiz 1775, um finstere Gestalten 1933 in Liechtenstein und um einen Todesschuss 1901 in Wien. Durch Orte und Zeiten ist der Autor »gesprungen«. Es könnte sein, dass er jetzt für einige Zeit im Preußischen »ansässig« werden wird.

Immerhin, 2012 hat er mit »Die dunkle Muse« schon einen Roman geschrieben, in dem - 1865 - der junge Student der Rechte, Julius Bentheim, im Mittelpunkt stand. »Der Bund der Okkultisten« beginnt im gleichen Jahr zu Silvester im festlich erleuchteten Landschloss Buckow in der Märkischen Schweiz, und endet 1866 in Berlin. Da der freundliche Julius sein Zubrot als Tatortzeichner verdient, werden hier mehrmals seine Dienste benötigt. Der erste Todesfall sieht aus wie ein Unfall, aber vielleicht hat auch jemand absichtsvoll ein Pferd zum Scheuen gebracht. Der zweite war offensichtlich ein Verbrechen. Dem Opfer wurde Säure ins Gesicht geschüttet. Der dritte Mord wurde mit einem langen spitzen Gegenstand verübt. Und alle drei sind dadurch verbunden, dass die Getöteten vorher einer spiritistischen Seance beiwohnten.

Im Schloss Buckow führte sie eine Laune des Hausherrn, Baron von Falkenhayn, zusammen. Aber das Gemunkel, dass man mit der Zahl 13 den Teufel geweckt haben könnte, führte zu einer Trotzreaktion. Julius und vor allem sein Freund Albrecht Krosick wollen dem Aberglauben die Stirn bieten. Bei einer Diskussion im berühmten Berliner Salon der Fanny Lewald wird eine Idee geboren: »Gehen wir die Sache okkultistisch an, um just zu beweisen, dass der Okkultismus überholt ist«, ereiferte sich Theodor Fontane. »Gründen wir einen Okkultisten-Bund.« »Mit 13 Mitgliedern?« Der Dichter sah Julius amüsiert an. »Natürlich, was den sonst?«

Man kann beruhigt sein: Fontane kommt nicht zu Schaden, und auch die anderen historischen Gestalten - ob Johanna von Bismarck, Generalfeldmarschall von Moltke oder Sir John Retcliffe - haben nichts zu erleiden. Es gibt im Buch noch viel mehr davon, denn die Mischung von Verbürgtem und Fiktivem ist ja gerade der Reiz. Armin Öhri ließ es sich angelegen sein, viele zeitgenössische Details im Text unterzubringen, der auch spürbar macht, wie anders der Lebensrhythmus im 19. Jahrhundert doch war als heute. Wie Aufklärung und Mittelalter noch miteinander in Fehde lagen, wie locker die Sitten und wie streng gleichzeitig die offiziell gepredigten Moralvorstellungen waren. Letztere erscheinen hier mehrfach als Wurzel allen Übels. Zwei Liebende müssen auf schreckliche Weise ihr Leben durch Selbstmord beenden. Und beinahe wäre auch Julius' geliebte Filine gestorben. Aber am Ende, Gott sei Dank, sehen wir ihn wieder glücklich. Kann ja sein, der junge Mann wird für eine Krimiserie gebraucht.

Armin Öhri: Der Bund der Okkultisten. Historischer Kriminalroman. Gmeiner Verlag. 249 S., br., 12,99 €.

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