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Kippa-Debatte in Frankreich

Jüdische Gemeinde nach Angriff verunsichert

  • Elsa Koester
  • Lesedauer: 2 Min.

Unter Vertretern von Juden in Frankreich ist nach dem Messerangriff auf einen jüdischen Lehrer in Marseille am vergangenen Montag eine Diskussion über das Tragen der Kippa in der Öffentlichkeit entbrannt. Der Lehrer war mit einer Machete angegriffen und leicht verletzt worden, der mutmaßliche 15-jährige Täter soll sich auf den Islamischen Staat (IS) berufen haben.

Die jüdische Gemeinde in Marseille riet nun vom Tragen der Kippa in der Öffentlichkeit ab. Zvi Ammar, Präsident der israelitischen Konsistoriums der südfranzösischen Großstadt, sagte am Dienstag der französischen Nachrichtenagentur AFP, mit Blick auf den Ernst der Ereignisse müssten außergewöhnliche Entscheidungen getroffen werden. Die Kippa solle bis zu »besseren Zeiten« nicht getragen werden.

Diesem Rat widersprach Frankreichs Oberrabbiner Haïm Korsia und rief dazu auf, nicht klein beizugeben: »Wir werden auch weiterhin die Kippa tragen.« Auch der Präsident des Dachverbandes jüdischer Organisationen in Frankreich CRIF, Roger Cukierman, sagte, die Empfehlung von Marseille sei »sicher keine gute Idee«. Damit werde eine Haltung von Aufgeben und Verzichten transportiert.

Die Angriffe gegen Juden und jüdische Einrichtungen in Frankreich sind drastisch gestiegen. Im Januar 2015 hatte ein Islamist zwei Tage nach den Anschlägen auf die französische Satirezeitung »Charlie Hebdo« in einem jüdischen Supermarkt mehrere Geiseln genommen und vier jüdische Pariser getötet. Zuletzt war im November ein Lehrer einer jüdischen Schule bei einer Messerattacke verletzt worden.

Israels Ministerpräsident Netanjahu hat deshalb im vergangenen Jahr europäische Juden zur Massenauswanderung nach Israel aufgerufen. Tatsächlich sind 2015 rund 7900 Franzosen nach Angaben der Jewish Agency nach Israel eingereist - knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahr und ein neuer Rekord. Franzosen stellen damit die größte Gruppe unter den mehr als 30 000 Einwanderern nach Israel dar. mit Agenturen

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