Ausgabe vom 16.03.2009

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Unten links

Vom Wunsche heißt es, er sei der – Vater des Gedankens, Schiller dazu: »Die Wünsche werden alt und älter, doch sie zeugen fröhlich weiter.« Nicht nur die Wünsche, die alten deutschen Männer nicht minder. Der australische Gehirnforscher John McGrath veröffentlichte nun eine Studie, die belegt: Kinder, die von älteren Vätern stammen, sind weniger intelligent als Sprösslinge jüngerer Männer. Kl...

Obama lässt Bush-Begriff streichen

Washington (AFP/ND). USA-Präsident Barack Obama hat die Bezeichnung »feindliche Kämpfer« für die Insassen des berüchtigten Gefangenenlagers Guantanamo abgeschafft. Wie das Justizministerium am Wochenende mitteilte, gilt für die Häftlinge künftig internationales Recht. In dem Lager auf Kuba sollen zudem nur noch Gefangene festgehalten werden, die das Netzwerk Al Qaida oder die Taliban »wesentlich« ...

ndPlusUwe Kalbe

Geheimnis

Die ganz große Krise verlangte jetzt eigentlich den ganz großen Wurf der Großen Koalition. Wer meint, dass Politik überhaupt in der Lage sei, die Krise des Kapitalismus zu mildern, muss den Koalitionären jetzt ganz fest die Daumen drücken. Doch damit riskiert man wohl eher seinen Daumen. Kein Wurf, nicht einmal der kleinste, gelingt. Keine strengeren Regeln für die Spielcasinos, die man Finanzmark...

Tiefensee rückt von Mehdorn ab

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hält nichts mehr vom Börsengang der Bahn und hat inzwischen auch ein distanziertes Verhältnis zu Bahn-Chef Hartmut Mehdorn.

Schützende Hand über Steuerflüchter

Das mögliche Scheitern des Gesetzes gegen Steuerflucht hat einen neuen Streit in der Großen Koalition entfacht. In Regierungskreisen wird inzwischen bezweifelt, dass es in dieser Legislaturperiode noch kommt.

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»Die Aufnahme ist ein Durchbruch«

Jörn Erik Gutheil (63) war Studierendenpfarrer an der Evangelischen Studierendengemeinde Bonn, bevor er zur Evangelischen Kirche im Rheinland wechselte. Bekannt wurde Landeskirchenrat Gutheil durch seinen Einsatz für Flüchtlinge. Mit dem Mitbegründer der Abschiebebeobachtungsstelle NRW am Düsseldorfer Flughafen sprach ND-Mitarbeiterin Karin Leukefeld.

ndPlusReimar Paul

Vorerst in Sicherheit

Im Lager Friedland, wo heute vor allem Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion einquartiert sind, stehen neue Dolmetscher, Köche und Beratungsdienste für die Betreuung der Irak-Flüchtlinge bereit.

Karin Leukefeld

Verfolgt, gebildet, Deutschkenntnisse

Nach langem Ringen ist es diese Woche so weit: Die ersten Irakflüchtlinge werden aus den überfüllten Lagern der Nachbarländer nach Deutschland ausgeflogen. Bleiben dürfen sie zunächst drei Jahre. Danach könnte es ihnen so gehen wie den Bürgerkriegsflüchtlingen aus Jugoslawien: Sie werden wieder zurückgeschickt.

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Kali + Salz – Gott erhalt’s?

Seit über einhundert Jahren wird zwischen Werra und Ulster sowie am Rande des Harzes Kalisalz gefördert. Einst lag das Welt-Kali-Monopol in Deutschland. Im Laufe der Zeit entstanden gigantische unterirdische Labyrinthe. Doch nach dem Ende des zweiten, von Deutschland angezettelten und verlorenen Weltkrieges war Schluss mit ungeteiltem Profit. Die Alliierten zogen eine Grenze. »Die Situation stellt...

René Heilig

Einstürzende Stollen

Im Teil 11 unserer ND-Serie erinnern wir an einen exportträchtigen Industriezweig der DDR. Kali brachte Devisen, Ärger mit Umweltschützern und Konkurrenten ein Milliardengeschenk. Die Serie »20 Jahre nach '89« (jeweils montags) erscheint das ganze Jahr über.

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ndPlusHans-Dieter Schütt

Das Gespenst Marx

Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Universität Trier versendet Pressemitteilungen und andere Schreiben mit Marx-Porträt im Briefkopf – und der Bezeichnung »Karl-Marx-Universität«. Das ist provokantes Vorwärtstreiben eines schon länger währenden Tauziehens – zwischen einer wachsenden Zahl derer, die es für selbstverständlich hielten, wenn die Universität endlich den Namen d...

ndPlusGrit Gernhardt

Zutiefst erschüttert

Sein Vertrauen in Bahn-Chef Mehdorn sei »nicht uneingeschränkt«, sagte der oberste Verkehrsplaner der Regierung, Wolfgang Tiefensee, der »Süddeutschen Zeitung«. Eigentlich erstaunlich, dass ihn diese Erkenntnis erst jetzt befällt. Millionen genervte Bahnkunden, hunderttausende bespitzelte Konzernmitarbeiter und tausende Privatisierungsgegner innerhalb der SPD hegten schon lange Zweifel an der Vert...

Olaf Standke

Nur Kosmetik?

Er war einer der zentralen Begriffe der Bush-Regierung im Anti-Terrorkrieg und hebelte alle internationalen Regelungen aus. Sogenannte feindliche Kämpfer gibt es im Völkerrecht nicht, sie sind eine US-amerikanische Erfindung. Ob jemand als Kämpfer oder Zivilist gilt, haben unabhängige Gerichte zu entscheiden, nicht Militärkommissionen, wie unter Bush installiert. Und wie immer man Festgenommene ei...

Anke Engelmann

Das Phantom

Ein Name war auf dem Parteitag der Thüringer CDU am Sonnabend öfter zu hören als jedes andere Wort: der des abwesenden Ministerpräsidenten Dieter Althaus. Dafür sorgten zahlreiche Journalisten, die die Delegierten in die Zange nahmen, in der Hoffnung, irgendjemandem wenigstens ein Zipfelchen Zweifel an dessen psychischer und physischer Belastbarkeit zu entlocken. Vergebens. Die Delegierten standen...

Eine Frage der Einstellung
Jürgen Amendt

Eine Frage der Einstellung

Eine Zeitung stellt ihr Erscheinen ein. Das ist kein ungewöhnlicher Vorgang – zumal in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten. Dennoch, es ist nicht irgendeine Zeitung, sondern ein Blatt, das vor nicht mal vier Jahren mit dem Anspruch ins Leben gerufen wurde, die Presselandschaft zu bereichern. Die Rede ist von der »Jüdischen Zeitung« (JZ), die seit Herbst 2005 als Monatszeitung in deuts...

Seite 5

Ethecon-Preis für Chavez

Berlin (ND-Nowak). Beinahe wäre die Preisverleihung der Stiftung Ethecon (Ethik & Ökonomie) am Wochenende in Berlin zu einer Großveranstaltung geworden. Das lag an dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez, der einer der Preisempfänger war. Erst vor wenigen Tagen stand endgültig fest, dass er den Preis nicht persönlich im Empfang nehmen würde. Das übernahm die venezolanische Botschafterin in...

ndPlusHans-Gerd Öfinger

Hessens Verfassung gerät ins Wanken

Rechtzeitig zur tiefsten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren möchten CDU und FDP alle kapitalismuskritischen Bestandteile aus der hessischen Verfassung streichen.

ndPlusUwe Kalbe

Ampelblinken statt Feuerwerk

Es ist nicht so einfach, ein Datum zum Jubiläum zu finden: 30 Jahre Grüne. Die Partei kam in Etappen – bedingt durch die Vielfalt der neuen sozialen Bewegungen, aus denen sie hervorging. Umso frappierender das biedere Bild der Grünen heute.

Seite 6
ndPlusRichard Färber

Palastrevolte in der hessischen CDU

Dass der bundesweite Richtungsstreit und das Gären in der CDU nun auch den hessischen Landesverband erfasst haben, ist bei einem Landesparteitag am Samstag in Marburg an der Lahn deutlich geworden.

Velten Schäfer, Schwerin

Schwerin jagt den Einbaum-Mörder

So viel Einigkeit ist selten im Schweriner Landtag: SPD, CDU, Linkspartei und FDP wollen in dieser Woche Licht in die »Einbaumaffäre« bringen, die in diesen Tagen aufgebrochen ist. Wie kann ein als »Sensation« gefeierter archäologischer Fund in einer Denkmalbehörde vergammeln?

Anke Engelmann, Waltershausen

Hoffen auf ein Wunder

Auf einem Parteitag am Wochenende hat sich die Thüringer CDU als Einheitspartei aufgestellt. 95 Prozent der Stimmen entfielen auf den Spitzenkandidaten Dieter Althaus. In seiner Abwesenheit.

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Slowakische Neonazis »testen Demokratie«

Bratislava (dpa/ND). Bei rechtsextremen Kundgebungen und antifaschistischen Gegendemonstrationen kam es in der Slowakei am Sonnabend zu Tumulten zwischen Neonazis und der Polizei. Anlass der Kundgebungen war der 70. Jahrestag der Gründung des faschistischen slowakischen Staates am 14. März 1939.In der Hauptstadt Bratislava löste die Polizei eine Kundgebung von mehreren hundert Rechtsextremisten vo...

Bin Laden droht arabischen Führern

Kairo/Washington (dpa/ND). Der Chef des Terrornetzwerks Al Qaida, Osama bin Laden, hat in einer neuen Audio-Botschaft zum Mord an gemäßigten arabischen Führern aufgerufen. »Die Herzen unserer Herrscher sind wie die unserer Feinde«, sagte Bin Laden laut einer Abschrift des auf islamistische Webseiten spezialisierten IntelCenters mit Sitz nahe Washington. »Euch den Hals durchzuschneiden, ist mithin ...

Kampf um die Macht über Madagaskar

In Madagaskar hat sich der seit Monaten andauernde Machtkampf verschärft. Präsident Marc Ravalomanana lehnte am Sonntag einen Rücktritt vehement ab, nachdem die Opposition ihm ein Ultimatum gestellt und bereits eine Übergangsregierung ernannt hatte. Der Präsident deutete jedoch seine Bereitschaft an, einen Ausweg aus der Krise in einem Referendum zu suchen.

ndPlusHilmar König, Delhi

Straßenschlacht in Lahore

Nach Monaten relativer Ruhe wird Pakistan erneut von einer schweren innenpolitischen Krise erschüttert. Im Machtkampf mit Staatschef Asif Ali Zardari setzte sich Oppositionsführer Nawaz Sharif am Sonntag in Lahore trotz eines gegen ihn verhängten Hausarrests an die Spitze eines »Langen Marsches« mit tausenden Anhängern auf Islamabad. Die Hauptstadt wurde von den Sicherheitskräften derweil in eine Festung verwandelt.

Seite 8
Gerold Schmidt, Mexiko-Stadt

López Obrador auf langer Dienstreise

Der mexikanische Oppositionspolitiker Andrés Manuel López Obrador besuchte über 2000 Städte und Gemeinden – und setzt auf das Erinnerungsvermögen der Bevölkerung.

Keine »feindlichen Kämpfer« mehr in Guantanamo
ndPlusOlaf Standke

Keine »feindlichen Kämpfer« mehr in Guantanamo

USA-Präsident Barack Obama schafft den von seinem Vorgänger für Terrorverdächtige eingeführten Begriff »feindlicher Kämpfer« ab. Bush hatte damit die Inhaftierung Verdächtiger im Lager Guantanamo und deren eingeschränkten Zugang zu den Gerichten in den Vereinigten Staaten gerechtfertigt. Menschenrechtsgruppen kritisieren die Neuregelung als nicht weitreichend genug.

Seite 9

Ackermann verteidigt Gewinne

Tutzing (epd/ND). Zum Abschluss der Frühjahrstagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing unter dem Motto »Schafft Ethik Wachstum?« verteidigte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann am Sonntag unternehmerisches Gewinnstreben. Gewinn sei ein tragendes Element in der Wirtschaft, er dürfe nicht verteufelt werden. Ackermann unterstrich außerdem die Unabhängigkeit der Deutschen Bank von...

GM soll sich zurückziehen

Berlin (dpa/ND). Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist am Sonntag zu seinem Antrittsbesuch in die USA abgereist. Er will mit der US-Regierung sowie der Spitze des Autobauers General Motors (GM) Lösungen für die Krise der deutschen GM-Tochter Opel ausloten. Heute Abend trifft Guttenberg in Washington mit GM-Chef Rick Wagoner zusammen. Am Dienstag berät er die Situation mit ...

Pension für Zumwinkel

Pension für Zumwinkel

Berlin/Bonn (dpa/ND). Die Auszahlung einer 20-Millionen-Euro-Pension an den wegen Steuerhinterziehung verurteilten Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel ist auf scharfe Kritik gestoßen. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte der »Bild am Sonntag«, Arbeitsverträge mit Topmanagern müssten so gefasst werden, dass »verurteilte Straftäter nicht im Nachhinein noch Kasse machen können«. Die V...

Andreas Knudsen, Kopenhagen

Für Danfoss scheint in der Krise die Sonne

Grüne Technologien haben sich zu einer dänischen Spezialität entwickelt. Windräder sind nur das Beispiel, was am meisten ins Auge fällt. 2007 belief sich der Export von Energietechnologie auf rund 7,6 Milliarden Euro und die Tendenz ist weiter steigend. Eines dieser exportorientierten Unternehmen ist Danfoss Solar.

ndPlusHans-Gerd Öfinger, Köln

Wirtschaftskriminalität ist überall

In Köln fand am Wochenende der Arbeits-Unrechts-Kongress »Business Crime Control« statt. Auf verschiedenen Foren tauschten sich hier Gewerkschafter, Erwerbslose, Journalisten und Wissenschaftler über Arbeitnehmerrechte, Streiks und Arbeitssicherheit aus.

Seite 10
Dieter Hanisch

Falsches Signal

Ob sich Christian von Boetticher, der schleswig-holsteinische Umweltminister mit CDU-Parteibuch, von der Maxime »Der Mensch ist der größte Feind der Natur« hat leiten lassen, als er ankündigte, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der ein Betreten des Waldes abseits der Wege vom 1. Februar bis 15. Juni untersagt, ist nicht überliefert. Auch wenn es nun einen entsprechenden Kabinettsbeschluss gibt, hand...

ndPlusSusanne Götze, Brüssel

30 Milliarden für den Klimaschutz

Noch gilt die EU als Vorreiter im Klimaschutz. Doch wenn es konkret wird, machen die Mitgliedsstaaten oft einen  Rückzieher. So legen sich die europäischen Regierungen bislang nicht auf ihren finanziellen Beitrag für den Klimaschutz fest. Doch nun macht das EU-Parlament Druck.

Walter Willems

Auch wenig Ozon schon giftig

Ozon schädigt schon in geringen Mengen die Atemwege. Zwar ist das farblose Gas in hohen Konzentrationen besonders gefährlich. Aber eine große US-amerikanische Langzeitstudie zeigt, dass der Stoff auch unterhalb der geltenden Schwellenwerte die Sterblichkeit steigert.

ndPlusBenjamin Haerdle

Sonniger Aufbruch

Es gibt nicht allzu viele ökonomische Erfolgsgeschichten aus Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung. Doch die der Photovoltaik ist mit Sicherheit eine. Bilanz des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle: Rund 14 000 Mitarbeiter waren 2008 in der ostdeutschen Photovoltaikindustrie beschäftigt.

Seite 11

Nach Winnenden, vor ...

D er Liedermacher Gerhard Schöne ist auf berührend naive Weise aufgelöst. Solange Schulen kein sicherer Ort seien und Schusswaffen verboten würden, schicke er seine Kinder nicht mehr zur Schule, teilte Schöne vergangenen Freitag mit. Seine Kinder gehen in die erste und dritte Klasse einer Schule in freier Trägerschaft in Meißen.Schönes Panik hat etwas Beunruhigendes. In einer Welt, in der sich män...

Fleisch, Geist
ndPlusGeorg Leisten

Fleisch, Geist

Man weiß, dass er den jugendlich-athletischen »David« meißelte, dass er die Decke der Sixtinischen Kapelle auspinselte und dass zentrale Teile des Petersdoms nach seinen Entwürfen gebaut wurden. Kein Künstler ist besser erforscht als Michelangelo Buonarotti. Und doch klafft inmitten dieses kolossalen Oeuvres ein finsteres schwarzes Loch: die Zeichnungen. Geblieben sind uns davon rund 600 Blätter, ...

ndPlusHans-Dieter Schütt

Nach Winnenden, vor ...

Vieles unterscheidet den Attentäter vom Amokläufer, und doch ist beides – die fundamentale Wucht des ideologisch motivierten Mordens und die tötende Besinnungslosigkeit des in die eigene Psyche abgestürzten Einzelnen – der Ausfluss eines Zusammenhangs.»Die Wiederkehr des Menschenopfers« – so bezeichnet Hans Magnus Enzensberger das Charakteristikum der Zeit nach dem 11. September ...

Seite 12
Der Satz
Hans-Dieter Schütt

Der Satz

Die »Zeit« hat jüngst Prominente des Jahrgangs 1929 gelistet: Enzensberger, Heiner Müller, Kempowski, Christa Wolf, Horst Janssen, Habermas, Rühmkorf, Dahrendorf (man könnte noch Günter Gaus hinzufügen) ... und sie: Nadja Tiller (Foto: dpa). Sie war die Übertragung jenes Glücks, überlebt zu haben, ins westdeutsche Boulevardkino. Es war mondän, was sie spielte. Als gäbe es jetzt nur noch Jugend, ke...

ndPlusIrmtraud Gutschke

Drache und Glühwürmchen

Sie habe an einem Spätsommerabend mit zwei Autoren – Bi Feiyu und Peter Stamm – im Café einer Buchhandlung gesessen, so erzählte Dr. Jing Bartz, Leiterin des Büros der Frankfurter Buchmesse in Peking. Beide Männer, Anfang 40, entdeckten viele Gemeinsamkeiten, doch dann kamen sie auf ihr gefühltes Alter zu sprechen. Ihn sei, als wäre er 500 Jahre alt, erklärte Bi Feiyu. Wieso das, fragt...

Wolfgang Schmidbauer

Kleist, Spitzeder, der Schneeball

Ich ging an jenem Abend vor dem wichtigsten Tage meines Lebens in Würzburg spazieren. Als die Sonne herabsank, war es mir, als ob mein Glück unterginge. Mich schauerte, wenn ich dachte, dass ich vielleicht von allem scheiden müsste, was mir teuer ist. Da ging ich, in mich gekehrt, durch das gewölbte Tor sinnend zurück in die Stadt. Warum, dachte ich, sinkt wohl das Gewölbe nicht ein, da es doch ke...

Seite 13
ndPlusAlexander Ludewig

Nachschuss

Jüngst veröffentlichte der Ligaverband DFL die Geschäftszahlen der vergangenen Saison. 15 der 18 Erstligisten schrieben schwarze Zahlen. Das war vor der Wirtschaftskrise. »Wir werden sie noch spüren«, weiß DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Aber das Geschäftsmodell sei zu stabil, um in Gefahr zu geraten, versichert er. Wirtschaftlich ist die Bundesliga ein Erfolgsmodell. Sportlich läuft sie de...

Potsdam bleibt dran

Die Fußballerinnen von Turbine Potsdam haben sich nach der zweiwöchigen Pause mit einem Heimsieg zurückgemeldet. Der Ex-Meister gewann 3:1 (0:0) gegen den Hamburger SV. Gegen defensiv eingestellte Gäste tat sich Turbine zunächst schwer. Erst Marie-Louise Bagehorn konnte den Abwehrriegel nach 58 Minuten knacken. Jessica Wich (83.) und Jennifer Zietz (86./Elfmeter) sorgten für den deutlichen Erfolg....

Gerd Münster

Spitzenduo stolpert

Der MSV Duisburg hat den Siegeszug des SC Freiburg gestoppt und sich ins Aufstiegsrennen zurückgeschossen. Am 24. Spieltag gewannen die »Zebras« das Topspiel gegen den Spitzenreiter mit 2:0 und setzten sich nach elf Spielen ohne Niederlage auf Tabellenplatz vier.Ein Fiasko erlebte Verfolger SpVgg Greuther Fürth mit einer 1:5-Lektion beim VfL Osnabrück. Ein herbe Pleite kassierte auch Alemannia Aac...

ndPlusAlexander Ludewig

Der Traum geht weiter

»Es war katastrophal«, urteilte Trainer Lucien Favre nach dem Spiel seiner Mannschaft Hertha BSC gegen Bayer Leverkusen und lächelte dabei. Denn er sprach gerade nicht von dem knappen Sieg der Berliner, sondern von einem schon fast lieb gewonnen Ritual – dem Jubeltanz in der Mitte des Mannschaftskreises.War es vor Wochenfrist noch Manager Dieter Hoeneß, der in feinem Zwirn inmitten verschwit...

Seite 14

Unbändiger Kampfgeist belohnt

Der unbändige Kampfgeist der deutschen Nordisch-Kombinierer hatte sich gelohnt. Am Ende einer langen und kräftezehrenden Saison sicherten sich die Schützlinge von Bundestrainer Hermann Weinbuch am Sonntag in Vikersund die Weltcup-Nationenwertung und behaupteten damit ihre Stellung als Beste in der Nordischen Kombination. Dass mit dem Finnen Anssi Koivuranta ein erst 20-Jähriger den Gesamtweltcup h...

ndPlusJürgen Holz

Eisbären Berlin ohne Play-off-Fehlstart

Es ist vor dem Auftakt zum Play-off-Viertelfinale im Kampf um die deutsche Eishockeymeisterschaft viel gemutmaßt worden, wer denn mehr im Vorteil sei: die Berliner Eisbären, die als Vorrundenbester eine elftägige Spielpause hatten und ausgeruht in das erste Match gingen, oder die Hamburg Freezers, die nach einer Vor-Play-off-Runde mit fünf Spielen in sieben Tagen noch am Mittwoch zu Hause gegen Fr...

Seite 15

Union macht aus wenig viel

Unaufhaltsam strebt Union Berlin in Richtung 2. Fußball-Bundesliga. Der Spitzenreiter der 3. Liga baute durch einen umkämpften 2:0-Erfolg am 26. Spieltag bei Eintracht Braunschweig seine Tabellenführung aus. »Wir haben den Aufstieg noch nicht geschafft, aber wir haben die besten Voraussetzungen, und die wollen wir nutzen«, sagte Trainer Uwe Neuhaus, dessen Mannschaft nun seit elf Spielen in Serie ...

ndPlusAndreas Frank

Handball in schwerer Krise

Die Krise ist beispiellos, die Funktionäre sind hilflos und die Fans verständnislos – der deutsche Handball hat ein massives Korruptionsproblem. »Das ist nicht mehr von der Hand zu weisen«, sagte Geschäftsführer Frank Bohmann vom Handball-Ligaverband HBL, während Präsident Reiner Witte mahnte: »Es ist fünf Minuten vor zwölf.« Nach den Manipulationsvorwürfen gegen Rekordmeister THW Kiel ersch...

Seite 17

Kündigung für Steinar-Laden »Tromsø«

(dpa). Nur zwei Wochen nach seiner Eröffnung hat der Thor-Steinar-Laden »Tromsø« in der Petersburger Straße in Friedrichshain die Kündigung auf dem Tisch. »Der Vermieter hat den Mietvertrag mit der Skytec Outlets GmbH aufgrund arglistiger Täuschung angefochten und eine fristlose Kündigung ausgesprochen«, sagte Jan Bamberger von der Hausverwaltung der »taz« (Montag). Die SF-Immobilienfonds-Gruppe, ...

Überlegte Aktionen

Das Anliegen ist berechtigt. Die einst besetzen Häuser, die alternativen, linken Wohn- und Kulturprojekte prägen einen nicht kleinen Teil des Innenstadtbildes. Viele nutzen die Räume und subkulturellen Angebote, die aus Strukturen der Hausbesetzerbewegungen der letzten 30 Jahre entstanden sind und immer noch entstehen. Doch es wird schwerer für die nichtkommerziellen Projekte. Oft versucht der neu...

Ausschreitungen nach Demonstration
ndPlusJörg Meyer

Ausschreitungen nach Demonstration

Die Demonstration »United We Stay« zum Erhalt linker Freiräume endete am Samstagabend mit Auseinandersetzungen. Zunächst waren nachmittags knapp 2000 Menschen am Neuköllner Herrmannplatz losgezogen, um gegen »neoliberale Stadtumstrukturierung« und für die davon betroffenen und bedrohten alternativen Wohn- und Kulturprojekte zu demonstrieren.Bis zur Abschlusskundgebung am Rathaus Friedrichshain war...

ndPlusPeter Kirschey

NPD ist abgeblitzt

Die NPD ist in Berlin unerwünscht. Das machten am Sonnabend 150 Demonstranten in der Köpenicker Seelenbinderstraße den Neonazis vor ihrer Bundeszentrale deutlich. Mit der Aktion protestierten LINKE, SPD, Grüne, Gewerkschaften und Antifagruppen gegen einen »Landesparteitag« der Berliner Rechtsextremisten.Die Polizei war schon in den frühen Morgenstunden mit einem Großaufgebot vor Ort, ein Kontaktbe...

Seite 18
Hier leben die jüngsten Mütter
ndPlusMarina Mai

Hier leben die jüngsten Mütter

Tommy liebt Luftballons. Der Rückzugsraum im »Bunten Haus« an der Hellersdorfer Promenade 14 ist voller Luftballons. Und der zweijährige Tommy stößt sie mit seinen Füßen und Armen in die Luft. Sein Opa schaut dem glücklichen Jungen dabei zu. In den benachbarten Räumen basteln, malen und klettern Kinder. Am Sonnabend öffnete der Familientreff »Buntes Haus« in Hellersdorf-Nord.Über 70 Prozent der Ki...

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ndPlusAndreas Fritsche

Die Legende als Märchen

»›He, Grävenitz, hab eben bemerkt, sein Flügelkreuz verharrt wieder in dieser angstvollen Starre. Er hat wohl keine Lust zum Arbeiten? In letzter Zeit faul wie ein Artilleriepferd. Soll ihm wohl Beine machen!‹ Noch während der König den letzten Satz sprach, war er bereits am Müller und an Anna vorbeigeritten. Grävenitz schleuderte vor Zorn seine Mütze ins Gras. ›So ein Hundsfo...

Wilfried Neiße

Praktikanten als billige Arbeitskräfte

Mit einem Praktikum versuchen viele junge Menschen, sich Berufserfahrungen zu verschaffen. Praktika sind gleichzeitig ein Notnagel, um Zeiten der Arbeitslosigkeit zu überbrücken. Niemand kennt die genaue Zahl der Praktikanten. Zu Tausenden arbeiten sie auch in brandenburgischen Unternehmen und Institutionen.Meist handelt es sich um Hochschulabsolventen, die keine Anstellung gefunden haben. Nicht s...