Bolivien baut auf Bio-Quinoa

Mit einer Qualitätsoffensive will das südamerikanische Land Marktanteile beim Export des Inka-Korns zurückgewinnen

  • Regine Reibling, Quito
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Nahrungsmittel Quinoa wird in Europa immer beliebter. Bolivien war bisher der weltweit größte Produzent, hat aber 2015 enorme Einbußen hinnehmen müssen. Nun soll eine neue Kampagne greifen.

Es ist ein kleines goldgelbes Korn und gilt als Super-Nahrungsmittel: Quinoa enthält neben Proteinen zahlreiche Mineralstoffe, Aminosäuren und Vitamine. Da es aber kein Gluten enthält, ist es bei Allergikern beliebt. Die US-Weltraumbehörde NASA bezeichnete Quinoa bereits 1993 als ideales Essen für den Weltraum. Mittlerweile liegt es in Europa im Trend, ist auch außerhalb der Reformläden erhältlich. Die Importe aus den Andenländern in die Europäische Union haben sich in den vergangenen Jahren verdoppelt, wie Branchendienste berichten. Bolivien will den Trend verstärken.

Das Korn wird vor allem aus Peru und Bolivien eingeführt. Die robuste Kulturpflanze stammt aus den Anden und wird dort seit mehr als 5000 Jahren auf den Hochplateaus angebaut. Bereits die Inkas verehrten Quinoa und bezeichneten es als »Mutter allen Getreides«, auch wenn die Pflanze botanisch gesehen gar nicht zu Getreide, sondern zu den Gänsefußgewächsen wie Spinat und Roter Bete gehört.

Bolivien will die Herkunft und Geschichte des Quinoas nun verstärkt in den Vordergrund rücken und arbeitet an einer internationalen Norm zum Schutz des sogenannten heiligen Korns, wie die Tageszeitung »Página Siete« berichtet. Diese geplante Schutznorm ist Teil einer Strategie, um den Export von Quinoa anzukurbeln, die führende Weltmarktstellung zurückzuerobern. Denn die Quinoa-Produktion Boliviens befindet sich in der Krise.

Der kleine südamerikanische Staat war jahrelang der weltweit größte Produzent des Inka-Korns, wurde aber 2015 vom Nachbarn Peru überholt. Peru erntete im vergangenen Jahr 105 621 Tonnen Quinoa und stieg damit auch zum führenden Exporteur auf, teilte das peruanische Landwirtschaftsministerium im Januar mit.

Bolivien hat aufgrund von Dürre und dem Wetterphänomen El Niño massive Ernteeinbußen hinnehmen müssen. Die Produktion sank nach Angaben der Exportorganisation Cabolqui im vergangenen Jahr um rund 25 Prozent. Alle Anbaugebiete - Oruro im Süden des Landes, Potosí und der Süden der Provinz La Paz - seien betroffen. Rund um den Salzsee Uyuni sei die Ernte sogar um 60 Prozent eingebrochen, sagte der Präsident der Quinoa-Produzenten Benjamín Martínez laut einem Bericht der Zeitung »Los Tiempos«. Dies beeinträchtige nicht nur den Export, der 2015 um knapp 90 Millionen Dollar (82 Millionen Euro) auf 107 Millionen Dollar zurückging, sondern auch den nationalen Markt. Nach Schätzungen der Produzenten könnte es zu Engpässen kommen. Auch in diesem Jahr wird ein Rückgang der Produktion erwartet.

Um den weltweiten Verkauf wieder anzukurbeln, will sich Bolivien als führender Biohersteller positionieren. »60 Prozent unseres Quinoas stammt bereits aus biologischer Produktion, in Zukunft sollen es 100 Prozent sein«, erläutert Édgar Solis vom Internationalen Quinoa-Zentrum die Strategie. Dazu soll auch die Herkunft genauer bestimmt und geschützt werden.

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