Protest für das Recht auf Abtreibung in Sachsen
500 Feministinnen und Feministen demonstrierten gegen fundamentalistischen »Marsch für das Leben«
Annaberg-Buchholz. Nicht nur die Debatte um Nationalismus und Rassismus, auch der Streit um Familienmodelle und Frauenrechte beschäftigt die Menschen in Sachsen. Am Montagabend haben mehrere hundert Menschen in Annaberg-Buchholz unter dem Motto »Emanzipation ist viel geiler – Schweigemarsch stoppen!« gegen eine Demonstration christlich-fundamentalistischer Abtreibungsgegnern protestiert. »Wir wollen auch weiterhin Entscheidungen über unser Leben ohne Einmischungen von Fundamentalisten treffen«, erklärte Lisa Mueller vom Bündnis »Pro Choice Sachsen«. Der Protest richte sich gegen die antifeministische und homosexuellenfeindliche Politik der selbsterklärten »Lebensschutzbewegung«.
Die Bewegung sei »ein Teil des gesellschaftlichen Rechtsrucks, mit dem wir uns momentan konfrontiert sehen«, hieß es. In den Redebeiträgen wurden die völkischen und patriarchalen Vorstellungen von Ehe und Familie kritisiert. Mit Sticknadeln und Kleiderbügeln erinnerten die Demonstranten an Abtreibungsmethoden in Gesellschaften, die Schwangerschaftsabbrüche verbieten. »Insbesondere der Kleiderbügel wurde von den Feminist*innen in Spanien gegen eine drohende Gesetzesverschärfung mit der Parole ‘Nie wieder!’ eingesetzt und verweist auf illegalisierte Schwangerschaftsabbrüche unter lebensbedrohlichen Bedingungen«, sagte die Bündnissprecherin Anke Schäfer.
In Annaberg-Buchholz versammelten sich am Montagabend mehr als 500 Abtreibungsgegner zum 7. »Marsch für das Leben«, der sich gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbruch stellt. Die Teilnehmer lehnen die in Deutschland geltende Fristenregelung mit Beratungspflicht ab. Als Veranstalter löste der von den Organisatoren neu gegründete Verein Lebensrecht Sachsen die CDU-Gruppierung »Christdemokraten für das Leben« ab.
Zur Gegendemo hatte »Pro Choice Sachsen«, eine Bündnis feministischer und antifaschistischer Gruppen aus ganz Sachsen aufgerufen. Nach deren Angaben nahmen rund 500 Menschen an den Protesten teil. Die beiden Gruppen seien sich in Hör- und Sichtweite begegnet, hieß es.
Der Zusammenschluss mehrerer Initiativen und Vereine fordert unter anderem die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Sachsens Gleichstellungsministerin Petra Köpping (SPD) hatte um Verständnis für Frauen geworben und davor gewarnt, Schwangere zu kriminalisieren, die sich gegen ein Kind entscheiden. epd/nd
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