Leerstand, Notverkäufe und ruinöser Wettbewerb

Sachsen: Wer in Dresden oder Leipzig eine Wohnung sucht, kann kaum glauben, dass anderswo im Freistaat eine Fülle davon leer steht

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Dresden. In Sachsen bleiben weiter viele Wohnungen leer, obwohl die Bevölkerungszahl steigt. Die Sächsische Aufbaubank bezifferte den Leerstand im aktuellen Wohnungsbaumonitoring auf rund 247 500 (Ende 2015) Wohnungen.

»So hat derzeit im Durchschnitt jede neunte sächsische Wohnung keinen dauerhaften Nutzer mehr«, teilte die Bank mit. Vielerorts steige der Leerstand wieder an, in den Großstädten schrumpfe er dagegen. Für das Monitoring ist Sachsen in 59 Wohnungsmarktregionen eingeteilt, in knapp der Hälfte lag die Leerstandsquote 2015 bei mehr als zwölf Prozent.

Besonders betroffen sind Regionen im Südwesten und im Osten des Landes. »In den Wohnungsmarktregionen westlich von Zwickau und in Görlitz stand 2015 jede fünfte Wohnung leer. In Plauen und Zittau war nahezu jede sechste Wohnung unbewohnt«, heißt es in dem Bericht. Von einem »ausgeglichenen Wohnungsmarkt« sprechen die Experten bei einem Leerstand von drei bis vier Prozent. Er wird benötigt, damit Umzüge oder Sanierungen erfolgen können. Fachleute warnen vor einer Abwärtsspirale aus Leerstand, Notverkäufen und einem ruinösen Wettbewerb um immer niedrigere Mieten - damit könne der Verfall ganzer Ortsteile einhergehen.

Anders sieht die Entwicklung in Leipzig und Dresden aus. Hier hat die steigende Nachfrage zu einem deutlichen Rückgang der Leerstände geführt. In Dresden ist die Quote zwischen 2010 und 2015 um 3,1 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent gefallen. Leipzig konnte den Leerstand seit 2011 halbieren.

Das Auseinanderdriften der sächsischen Wohnungsmärkte stellt nach Ansicht der Aufbaubank eine große Herausforderung für Kommunen, Eigentümer und Mieter dar. Der Trend zeige auf Schrumpfung und Konzentration: »Während in den Großstädten eine hohe Wohnungsnachfrage herrscht, Mieten und Preise steigen und auch das nahe Umland profitiert, droht in vielen Teilen des Landes fortgesetzt Einwohnerverlust und Wohnungsleerstand«, hieß es. Damit fehle Geld für Investitionen. dpa/nd

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