Seehofers Mitgift
Das deutsche Ja zur Glyphosat-Zulassung belastet schwarz-rote Gespräche
Berlin. Vor den Gesprächen der Parteispitzen von Union und SPD bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag wächst in der geschäftsführenden Bundesregierung das Misstrauen. SPD-Politiker sind erbost, weil CSU-Agrarminister Christian Schmidt am Montag der Verwendung des Unkrautvernichters Glyphosat für weitere fünf Jahre auf EU-Ebene zugestimmt hatte - offenbar in Abstimmung mit Horst Seehofer.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel warf dem Minister vor, gegen die Geschäftsordnung der Bundesregierung verstoßen zu haben. »Das entsprach nicht der Weisungslage, die von der Bundesregierung ausgearbeitet war«, sagte sie am Dienstag. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) vertritt zu Glyphosat, das unter dem Verdacht steht, krebserregend zu sein, eine andere Haltung als Schmidt. In so einem Fall sieht die Geschäftsordnung der Regierung vor, dass sich Deutschland der Stimme enthält - was bei früheren Abstimmungen zu Glyphosat eingehalten wurde. »Ich erwarte, dass sich ein solches Vorkommnis nicht wiederholt«, sagte Merkel zum Verhalten des Ministers. Allerdings machte sie deutlich, dass sie inhaltlich das Ja zur weiteren Zulassung von Glyphosat für gerechtfertigt hält. Sie sei »in der Sache mehr bei Herrn Schmidt«. Über eine mögliche Entlassung des Ministers äußerte sich die Kanzlerin nicht. Aus CSU-Kreisen hieß es, Parteichef Horst Seehofer sei vorab über Schmidts Abstimmungsverhalten informiert gewesen.
In der SPD könnte nun die Bereitschaft schwinden, erneut eine schwarz-rote Koalition zu bilden. Parteivize Ralf Stegner und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer sahen in der SPD bei Weitem keine Mehrheit für eine Koalition mit der Union. »Die Mitglieder wollen weder Neuwahlen noch eine Große Koalition«, fügte Stegner hinzu. Agenturen/nd Seite 5
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.