Beauftragter für jüdisches Leben

Personalie

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.

Offiziell wollte das Bundesinnenministerium die Personalie noch nicht bestätigen, aus Regierungskreisen war die Bekanntmachung jedoch schon längst in die Medienwelt getröpfelt: Der Diplomat Felix Klein soll offenbar der erste Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung werden. Ein gemeinsamer Antrag - bei Enthaltung der Linkspartei - von Union, SPD, FDP und Grünen zur Einrichtung des Postens wurde Mitte Januar vom Bundestag verabschiedet.

Für die Wahl des 1968 in Darmstadt geborenen Klein hatten sich dabei offenbar explizit der Zentralrat der Juden und andere jüdische Organisationen ausgesprochen. Der Diplomat dürfte in seiner bisherigen Funktion überzeugt haben: Als Sonderbeauftragter des Auswärtigen Amtes koordinierte er die außenpolitischen Maßnahmen bei der Antisemitismusbekämpfung und war Ansprechpartner für international tätige jüdische Organisationen.

Auch privat kennt Klein das jüdische Leben in Deutschland. Regelmäßig besucht er nach eigener Aussage jüdische Feiern und Kulturveranstaltungen, Musik ist jedoch sein größter Bezugspunkt. Als Geiger ist er Mitglied in einem Streichquartett, das vor allem Werke vergessener oder im Holocaust ermordeter jüdischer Komponisten aufführt.

Der baldige Bundesbeauftragte sieht in mehreren Feldern akuten Handlungsbedarf. »Nach meiner Wahrnehmung ist die drängendste Sorge die fortschreitende Verbreitung antisemitischer Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft und im politischen Diskurs«, sagte er in einem Interview.

Dort warnte Klein auch vor einem »israelbezogenen Antisemitismus der Linken«. »Einige in der Linken führen immer noch die Grundannahme fort, die Israel als ›Aggressor-Staat‹ für nahezu alle Probleme im Nahen Osten verantwortlich macht«, erklärte er. »Das hat nichts mehr mit ganz normaler, differenzierter Kritik an Handlungen der israelischen Regierung zu tun.«

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