Gastlichkeit mit tiefbraunem Hintergrund

Der Chef der Kneipe »Bryggeri Helsinki« in Prenzlauer Berg ist Präsident eines SS-Traditionsvereins

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

»Kein Bier von, für und mit Nazi-Fans«, steht auf dem Flyer, den Aktivisten des »Berliner Bündnis gegen Rechts« (BBgR) sowie des Kiezladens in der Dunckerstraße jüngst in 3000 Exemplaren in Berlin-Prenzlauer Berg verteilt haben. Sie machen auf die Aktivitäten des Geschäftsführers der Kneipe Bryggeri Helsinki, Pekka Kääriäinen, aufmerksam. Er ist laut Homepage seit 2009 Präsident des finnischen Vereins Veljesapu-Perinneyhdistysry, einem Traditionsverband der Freiwilligenverbände der Waffen-SS, dessen Name auf deutsch übersetzt ganz unverfänglich »Brüderhilfe« lautet.

In der an der Ecke Raumer- und Göhrener Straße gelegenen Kneipe selbst, die der Ableger einer finnischen Craft-Beer-Brauerei ist, deutet nichts auf die Verherrlichung des Nationalsozialismus hin.

»Schaut man sich die Homepage des finnischen Traditionsvereins an, sieht man jede Menge Abbildungen von Runen, SS-Symbolen und Hakenkreuzen«, erklärt David Kiefer, Sprecher des Bündnisses gegen Rechts. »Es ist für uns in keiner Form hinnehmbar, das jemand, der in einem SS-Traditionsverein ist, ein Geschäft in Berlin betreibt«, so Kiefer weiter.

»Diese Männer waren weder Nazis noch SS-Fans, sondern finnische Patrioten«, erklärt Kääriänen auf nd-Anfrage zu der Veteranenvereinigung. Die Freiwilligenbataillone seien »ein kleiner Beitrag gewesen, um die Unabhängigkeit Finnlands währen des Zweiten Weltkriegs zu unterstützen«, ist er überzeugt.

»Als Bryggeri Helsinki GmbH möchten wir klarstellen, dass unserer Unternehmen auf keiner Ebene und in irgendwelcher Art mit den in den Flyern von BBgR erwähnten finnischen Veteranenverbänden in Verbindung steht«, heißt es in einem Statement auf der Facebook-Seite der Kneipe. Das Unternehmen sei »auf politischer, religiöser und ideologischer Ebene vollkommen unabhängig«. Eine »versehentliche Assoziierung« des Unternehmens mit Nazismus könne die »Lebensgrundlage und Sicherheit« von mehr als 900 Besitzern der GmbH und knapp 30 Beschäftigten in Berlin und Helsinki »gefährden«, heißt es weiter.

Sie »bezweifle nicht, dass die Mitarbeiter der Bryggeri Helsinki keinerlei Nazi-Sympathien aufweisen«, antwortet Rebecca Ahlen, Standortleiterin des Potsdamer Medieninnovationszentrums Babelsberg, auf Facebook. »Aber als Enkelin einer Holocaust-Überlebenden ist es doch für mich maßgeblich, ob ich mein Geld jemandem geben möchte (in diesem Fall dem Geschäftsführer Pekka Kääriäinen), der Vorsitzender eines SS-Veteranenverbunds ist und auf dessen Homepage finnische SS-Soldaten - die laut dem finnischen Staat höchstwahrscheinlich an Kriegsverbrechen beteiligt waren - zelebriert und hofiert werden«, schreibt sie weiter.

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