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Ein stiller Diplomat
Zum Tode des langjährigen DDR-Außenministers Oskar Fischer
Geboren 1923, wurde er früh als Soldat in den Weltkrieg hineingezogen und geriet 1944 für zwei Jahre in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Ein Grunderlebnis. Er kam zurück ins fast schon geteilte Deutschland, trat der FDJ und der SED bei, wurde in jungen Jahren Funktionär und Politiker. Mit 32 Botschafter in Bulgarien – der Beginn dessen, was man heute Karriere nennen würde.
1975 wurde Fischer Außenminister der DDR, nachdem er schon zehn Jahre stellvertretender Minister gewesen war. In diese Zeit fallen der Kampf der DDR gegen die vormundschaftlichen Ansprüche der Bundesrepublik und die zunächst allmähliche, schließlich rasant fortschreitende internationale Anerkennung des ostdeutschen Staats.
Spätestens seit dem Grundlagenvertrag zwischen DDR und BRD 1972/73 und der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa 1973 wurde die DDR international zum gleichberechtigten Partner. Oskar Fischer hat daran maßgeblich mitgearbeitet, auch als verlässlicher Verhandler. Mitte und Ende der 70er Jahre verging zuweilen kaum eine Woche, in der das »Neue Deutschland« nicht die Akkreditierung neuer Botschafter in Berlin-Ost und damit Zuwachs fürs Diplomatische Korps meldete.
Fischer behielt sein Amt über die Wendemonate im Herbst 1989 hinaus bis zur Volkskammerwahl im März 1990. Das kann man als Bestätigung seiner Fachkompetenz lesen. Nach dem Ende der DDR wurde es schnell still um ihn. Keine Skandale, keine öffentlichen Bekenntnisse. Er gehörte nicht zu den nachträglichen Besserwissern. Interviewanfragen lehnte er ab. Am 2. April ist Oskar Fischer im hohen Alter von 97 Jahren in Berlin gestorben.
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