Kann Wind einen Strand ins Meer wehen?

Die Inseln in der Nordsee verändern ständig ihre Form, erklärt der nd-Gelehrte Steffen Schmidt

Kann Wind einen Strand ins Meer wehen?

Ich war im Sommer erstmalig auf Amrum in der Nordsee. Da gibt es einen sehr breiten Strand, man braucht vom Uferweg zum Meer eine halbe Stunde. Und man denkt, man ist in einem Sandsturm, so sehr weht einem der Sand ins Gesicht. Wird der Wind den Strand irgendwann komplett ins Meer geweht haben, was denkst du?

Steffen Schmidt
Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.

Das wäre theoretisch möglich, aber in der Regel wird es so laufen, dass der Wind einen Teil des Sands zwar ins Wasser trägt, aber die Wellen ihn wieder zurück an Land spülen.

Dieser Sand auf Amrum heißt Kniepsand. Und den gibt es angeblich in dieser Form nur dort.

Zumindest gehört er geologisch nicht zur Insel, sondern zum Meer. Eine vorgelagerte Sanddüne, wie bei anderen nordfriesischen Inseln auch. Nur hat hier die gestaltende Kraft von Wasser und Wind die Sandbank auf die Insel zu gedrückt. Es gibt auch den umgekehrten Fall, zum Beispiel auf Amrums Nachbarinsel Sylt, wo bei Sturm immer mal wieder Strand im Meer verschwindet und man Sand aufschütten muss. Wenn die Strände an Masse verlieren, liegt das eher am Wasser als am Wind.

Die Nordseeinseln ändern ständig ihre Form?

Ja, Borkum zum Beispiel. Sah mal aus wie ein abgerundetes Rechteck und hat sich im Verlauf der letzten 200 Jahre bestimmt um zehn Grad gedreht. Da wird an der einen Ecke ein Teil des Sandes abgeschwemmt und auf der anderen wieder angeschwemmt.

Und der Meeresspiegel selber, sinkt der oder bleibt er immer gleich?

Wenn wir keinen Klimawandel hätten, würde er gleich bleiben. Jetzt kommt aber das abschmelzende Eis von Grönland und Teilen der Antarktis dazu. Die allseits beliebten Fernreiseziele im Pazifik mit den Taucherparadiesen haben bald nur noch Tauchen.

Und bleibt die Sandmenge gleich?

Nein. Der Sand ist ja nichts weiter als fein zerkleinertes Gestein, das auf dem Meeresboden landete. Daraus kann auch wieder Gestein werden. Unser Elbsandsteingebirge besteht aus ehemaligem Meeresgrund. So wie die ganze Kalkplatte, auf der Frankreich und Teile von Südengland liegen.

Und wie ist es bei dir: Berge oder Meer?

Eine schwierige Frage. An sich sind Berge schön, zumal beim Runtergucken, das Hochlaufen allerdings ist anstrengender. An der See ist es nicht ganz so anstrengend, aber dafür ist es nasser.

Vielleicht werden die Berge eines Tages verrieben. So wie in dem Gedicht des hessischen Kabarettisten Matthias Beltz: »Parmesan und Partisan/ Wo sind sie geblieben?/ Partisan und Parmesan/ Alles wird zerrieben.«

Jaaa, wobei so manche Partisanen später Politiker geworden sind.

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