007 im Lockdown

Ist das die Dekonstruktion von James Bond, dieser lachhaften 60er-Jahre-Männlichkeitsfantasie?

Der neue James Bond ist immer der beste James Bond. Das ist das Grundgesetz der Reklame für die 007-Filme. James Bond ist »der Untötbare« (Peer Schmitt), »der auch in Friedenszeiten ständig unter Adrenalin steht, der alle Vorzüge der Zivilgesellschaft auskostet und doch stets kampfbereit ist« (Lars-Olav Beier). Nur: Was passiert, wenn James Bond im Lockdown festsitzt? Wenn der 25. Bond-Film in diesem Herbst genauso verschoben werden muss wie schon im Frühjahr, weil die Kinos wegen Covid-19 geschlossen sind? Auch wenn sich sein Filmtitel anhört wie ein Witz über die Corona-Zeit: »Keine Zeit zu sterben«.

Wer keinen Bond zeigen kann, hat genug Zeit, über ihn zu reden. Aktuell darüber, dass es im neuen Film eine Szene geben soll, in der M, der Geheimdienstchef, sagt: »Kommen Sie rein, 007«. Und dann tritt Lashana Lynch ein, berichtet die »Daily Mail«. Die Schauspielerin ist 32 Jahre alt und schwarz. Ist das die Dekonstruktion von James Bond, dieser lachhaften 60er-Jahre-Männlichkeitsfantasie? So, wie toxische Superhelden aus dem Comic-Universum des Marvel-Verlags queerer und diverser geworden sind?

Leider nein. Lynch hat zwar die Agentennummer 007, ist aber nicht James Bond. Der hat sich im neuen Film zurückgezogen, aber er kommt natürlich wieder. Lynch heißt hier Nomi. »Ich bin sehr dankbar, dass ich die Erzählung etwas aufmischen darf«, sagte sie. Weitergehende feministische Zitate wurden nicht bekannt. Sie versicherte der Deutschen Presse-Agentur, es werde keine »MeToo-Version« von James Bond geben: »Er kann genau derselbe bleiben. Aber er reagiert zwangsläufig anders, weil die Frauen, mit denen er zu tun hat, ihn geistig und körperlich herausfordern.« War das nicht in fast allen Bond-Filmen so? Angeblich ist es der letzte, in dem Daniel Craig 007 spielt. Er ist 52 und habe keine Lust mehr, sagt man. Und eines Tages ist der neue James Bond wieder der beste James Bond. Schnarch.

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