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Im politischen Berlin ist demnächst eine neue Stelle zu besetzen: Der oder die »Bundesbeauftragte für die Opfer der DDR-Diktatur« wird im Juni vom Bundestag berufen und soll einen Teil der Aufgaben der Stasiunterlagenbehörde übernehmen, die ebenfalls zur Jahresmitte aufgelöst wird. Behördenchef Roland Jahn hatte kürzlich mit dem Leipziger Uwe Schwabe seinen Favoriten für das Amt benannt.

Nun gibt es mit Petra Morawe eine weitere Kandidatin, und sie hat gleich mehrere namhafte Fürsprecherinnen, unter ihnen Jahns Amtsvorgängerin Marianne Birthler und die brandenburgische Beauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Maria Nooke, in deren Behörde Morawe von 2010 bis 2019 arbeitete.

Die heute 67-Jährige ist in Ostberlin geboren und studierte an der Humboldt-Universität Theaterwissenschaften und Theaterregie. 1981 wurde sie exmatrikuliert, weil sie es ablehnte, in die SED einzutreten, wie die »Berliner Zeitung« 1991 schrieb. Nach der Exmatrikulation fand sie bis 1989 nie eine Arbeitsstelle im Kulturbereich, ihre Bewerbungen wurden stets ohne Begründung abgelehnt. Morawe engagierte sich im Pankower Friedenskreis und war als Mitgründerin des Neuen Forums 1990 an der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit beteiligt. Sie wirkte an der Konzeption eines Ministeriums für Gleichstellung sowie an der Sozialcharta des Großen Runden Tisches der DDR mit. 1991 war Morawe, damals alleinerziehende Mutter dreier Kinder, an der Gründung von Bündnis 90 beteiligt und wurde zu einer von neun gleichberechtigten Sprecher*innen gewählt. 1990 bis 1998 war sie Mitarbeiterin des Bundestagsabgeordneten Gerd Poppe. Danach war sie eine Zeitlang in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen beschäftigt, wo sie über »psychische Folter durch die Staatssicherheit« forschte und als Zeitzeugin auch vor Schulklassen sprach.

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