Wahlkampf heißt kämpfen

Martin Kröger über die Umfragen zur Abgeordnetenhauswahl in Berlin

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Plötzlich ist sie wieder da: Die bereits totgeglaubte Berliner SPD liegt laut jüngster Meinungsumfragen angeblich wieder an erster Stelle. Allen Plagiatsaffären der SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey und ihrer steinzeitpolitischen Aussagen zur Wohnungs- und Verkehrspolitik zum Trotz. Wenn am kommenden Sonntag so abgestimmt werden würde, wie es die Meinungsforschungsinstitute aktuell messen, wäre eine Koalition in Berlin ohne die SPD nicht zu machen. Deren Spitzenkandidatin hält sich alle Optionen offen - von der sogenannten Deutschlandkoalition über die Ampel bis hin zu Rot-Rot-Grün.

Wie kommt es zur Rückkehr der Sozialdemokraten? Offenbar schlägt der Bundestrend für die SPD voll auf die Landesebene durch. Anders lässt es sich kaum erklären, warum die Beliebtheitswerte für Giffey sinken und die Partei zugleich enorme Zuwächse zu verzeichnen hat. Doch alles auf den Trend zu schieben, greift zu kurz. Man muss konstatieren: Mit ihrer Omnipräsenz, mit ihrer lockeren und jovialen Art gewinnt Giffey Zuspruch.

Wie für die Grünen ist auch für die Berliner Linke das vermeintliche Comeback einer Berliner SPD ein Problem. Schließlich rechnete sich die Linke noch vor einem Jahr ebenfalls gute Chancen auf einen Spitzenplatz bei der Abgeordnetenhauswahl aus, Klaus Lederer ging ausdrücklich als Kandidat für das Amt des Regierenden Bürgermeisters ins Rennen.

Doch jetzt richten sich alle Augen auf Giffey, die Linke kommt mit ihrer stabilen Kampagne für Pflegerinnen und Pfleger, für Geflüchtete und eine soziale Wohnungs- und Verkehrspolitik kaum vor. In dieser Lage verhält sich die Linke extrem ruhig. Ganz anders die Grünen: Sie haben mit ihrer Ansage von der Richtungswahl - Stillstand oder Veränderung! - erkannt, dass Wahlkampf von Kämpfen kommt.

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