Michael Blume am Pranger

Antisemitismusbeauftragter Michael Blume soll Antisemit sein

Die »Liste der größten Antisemiten« weltweit, die das in Los Angeles ansässige Simon-Wiesenthal-Zentrum (SWC) jährlich veröffentlicht, sorgt nicht zum ersten Mal für Irritationen. Im am Mittwoch veröffentlichten Ranking finden sich neben dem Iran auf dem ersten und der radikalislamischen Hamas auf dem zweiten Platz auf Rang 4 antisemitische Narrative der Coronaleugnerszene. Irritierend: Auf Platz 7 wird einer angeprangert, der diese Form des Antisemitismus scharf kritisiert hat – und natürlich auch »israelbezogenen« Judenhass. Denn mit Michael Blume findet sich ein Mann auf der Liste, dessen Beruf die Bekämpfung dieser Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ist – Blume ist Antisemitismusbeauftragter des Landes Baden-Württemberg.

Vorgeworfen wird ihm unter anderem, er habe auf Twitter »Likes« an »anti-jüdische, anti-israelische und konspirative« Accounts verteilt und Beiträge weiterverbreitet. Um welche Posts und Accounts es sich handelte, schrieb die Organisation nicht. Entsetzt über diese Brandmarkung ist nicht nur die Landesregierung in Stuttgart. Auch die Israelitischen Religionsgemeinschaften im Land zeigen sich fassungslos. »Einen Brückenbauer zwischen Baden-Württemberg und Israel auf eine gemeinsame Liste mit Feinden Israels zu setzen, ist ungeheuerlich«, erklärten sie. Das SWC habe mit den in Baden-Württemberg lebenden Juden nicht kooperiert. Der Zentralrat der Juden twitterte, die Vorwürfe seien »absurd«. Ähnlich äußerte sich die Orthodoxe Rabbinerkonferenz.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Blume bedankte sich für die Solidarität. Auf Twitter schrieb der 45-Jährige: »Einige Vorwürfe des sog. SWC halten nicht einmal einer oberflächlichen Überprüfung stand.« Er sehe sich vor allem seit seinem Amtsantritt 2018 »rechtsextremen Internet-Trollen« ausgesetzt, beklagte Blume, dessen Eltern aus der DDR kamen. Er selbst ist in Filderstadt in Baden-Württemberg geboren und aufgewachsen.

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