- Kommentare
- Ukraine-Krieg
Nadelstiche gegen Washington
Peter Steiniger zu Lulas Kritik an allen Seiten im Ukraine-Konflikt
Erst der Papst, jetzt auch noch Lula: In einem Interview, das Brasiliens linken Ex-Präsidenten auf die Titelseite des US-Magazins »Time« brachte, sieht er die Schuld für die Katastrophe in der Ukraine nicht nur auf einer Seite. »Dieser Typ ist für den Krieg genauso verantwortlich wie Putin«, sagt er über den ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Russland hätte nicht einmarschieren dürfen, doch mit ihrer Weigerung, auf einen Nato-Beitritt der Ukraine definitiv zu verzichten, hätten sich EU und Nato ebenfalls schuldig gemacht. Lula kritisiert insbesondere US-Präsident Biden, weil dieser keinerlei Initiative ergriff, den Krieg zu vermeiden, »statt ihn anzustacheln«. Von Selenskyj fordert er Politik statt Hollywood.
Lulas blinder Fleck: Die Schuld dafür, den Konflikt extrem eskaliert zu haben, liegt nicht bei Kiew, sondern allein bei Moskau. Adressiert sind die Worte des Favoriten bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl jedoch vor allem ans Weiße Haus. Für Lula soll Brasilien seiner Tradition folgen, sich nicht zur Partei zu machen, und international wieder wichtiger Vermittler werden. Das geht nur unabhängig von Nato und USA. Denen hatte Brasilien nicht nur den Putsch 1964 mit zu verdanken, sie förderten auch den Sturz von Lulas Arbeiterpartei.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.