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Weckruf mit Unterton
Ulrike Henning über Suizid als Alternative zur Heimpflege
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, ist immer gut für einen Aufschrei im Interesse der Schwächsten in unserer Gesellschaft. Die Stiftung hat jetzt die Ergebnisse von zwei Befragungen veröffentlicht, die von kaum vorhandenem Vertrauen in die stationäre Langzeitpflege künden. Während nur neun Prozent der Befragten eine Pflegeeinrichtung der häuslichen Versorgung vorziehen, sieht das Ergebnis für den Fall einer schweren Krankheit anders aus. Dann wäre mehr als die Hälfte bereit fürs Heim. Weitere 30 Prozent würden sich eher für Suizidbeihilfe entscheiden.
Dies überhaupt als Option in einer Umfrage anzubieten, ist nicht unbedingt redlich. Menschen, die mit dem Thema Sterben beruflich zu tun haben, etwa in der Palliativpflege, berichteten immer wieder, dass sich der Wunsch nach einem selbstbestimmten Lebensende oft deutlich relativiert, wenn dieses wirklich näherkommt. Die Bedingungen in vielen Heimen müssen tatsächlich verbessert werden, das ist unbestritten. Aber es ist unnötig, die durch suggestive Fragestellung erhobene Suizidbereitschaft dafür in Stellung zu bringen.
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