Scheißegal die Moral

Christian Klemm über das deutsche Verhältnis zu Katar

Die Fußball-WM findet in diesem Jahr in einem Land statt, das weder die Rechte von queeren Menschen noch die von Frauen respektiert. Es ist ein Staat, der »Gastarbeiter« aus Bangladesch, Indien und Nepal brutal ausbeutet. Für jeden kolossal anmutenden Wolkenkratzer in dem Emirat ist massenweise Schweiß und Blut vergossen worden. Experten haben die Zustände im Land zu Recht moderne Sklaverei genannt.

Wenn nun der katarische Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani der Bundesregierung eine Doppelmoral vorwirft, weil sie sich einerseits über die Zustände im Land mokiert, andererseits aber kein Problem damit hat, Energien von dort zu importieren, dann kann man diesem Mann ausnahmsweise zustimmen. Konsequent wäre es nämlich, wenn Berlin auf die katarischen Energiereserven verzichten und der DFB-Elf einen Boykott des Tuniers nahelegen würde. Doch Berlin handelt wieder einmal nach dem Motto: erst das Fressen, dann die Moral. Die angebliche Überlegenheit des deutschen Wertesystems entpuppt sich so als eine Illusion, das Gerede von Menschenrechten als leere Worthülse.

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