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Indigene Anführerin
Sônia Guajajara wurde von Lula zur ersten Ministerin für die Urvölker in Brasilien ernannt
Mit dem Antritt der Regierung des Linkspolitikers Lula da Silva ist die Rolle der indigenen Minoritäten in der brasilianischen Politik gestärkt worden. Zum ersten Mal in der Geschichte des auf Kolonisierung gegründeten Landes ist eine Repräsentantin der Urvölker in ein Ministeramt gelangt. Am Neujahrstag hat der Präsident die Bildung des neugeschaffenen Ministeriums der indigenen Völker dekretiert und Sônia Guajajara mit der Leitung des Ressorts betraut. Ihre für kommenden Dienstag geplante feierliche Amtseinführung im Präsidentenpalast unter Anwesenheit des Staatschefs, zu der in Brasília etwa 500 Gäste aus dem In- und Ausland erwartet werden, darunter Vertreter der Vereinten Nationen, soll die Bedeutung des Vorgangs unterstreichen.
Guajajaras Ressort soll die Rechte der Indigenen fördern und schützen, Landkonflikte lösen. Ihm zugeordnet wird die wichtige Nationale Indigenenbehörde Funai, deren Befugnisse und Mittel von Lulas rechtsextremem Amtsvorgänger Bolsonaro radikal gestutzt worden waren. Ein wichtiger Schwerpunkt wird die Übertragung von weiteren Landtiteln an indigene Gemeinschaften sein. Solche Demarkierungen hatte Bolsonaro blockiert.
Sônia Guajajara, die amtlich Sônia Bone de Sousa Silva Santos heißt, ist einer der profiliertesten Köpfe der Indigenen Brasiliens. 1974 im Reservat Araribóia im nordöstlichen Bundesstaat Maranhão geboren, kennt die Tochter von Analphabeten aus dem Volk der Guajajara/Tentehar die prekäre Lage der Urbrasilianer aus eigenem Erleben. Mit Hilfe der Funai konnte Guajajara die Schule abschließen und studierte an der staatlichen Uni Literaturwissenschaft und Sonderpädagogik. Im Jahr 2000 trat sie Lulas Arbeiterpartei bei. Guajajara, die eine antikapitalistische und ökosozialistische Politik vertritt, wurde 2013 Sprecherin des Rats der Amazonasvölker und steht an der Spitze der Koordination der indigenen Völker Brasiliens. Bei der Präsidentschaftswahl 2018 kandidierte sie für die linkssozialistische PSOL als Vize von Guilherme Boulos, im vergangenen Oktober wurde sie in den Kongress gewählt. Peter Steiniger
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