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Die Fußballerinnen des 1. FC Union »wollen jedes Spiel gewinnen«

Die Frauen des 1. FC Union streben mit neuer Unterstützung und viel Erfahrung in die 2. Bundesliga

Dem Auftaktjubel von Union mit Trainerin Ailien Poese (l.) und Nour Youssef bei Viktoria Berlin folgten Rückschläge.
Dem Auftaktjubel von Union mit Trainerin Ailien Poese (l.) und Nour Youssef bei Viktoria Berlin folgten Rückschläge.

In der Dörpfeldstraße wird es an diesem Sonnabend voll und laut werden. Die Fußballerinnen des 1. FC Union kommen – und mit ihnen wohl 1500 Zuschauer. Mehr sind auf dem Fritz-Lesch-Sportplatz im Berliner Stadtteil Adlershof nicht zugelassen. Schon Mitte der Woche waren fast alle Tickets weg. Es lockt ja auch ein Spitzenspiel. Und eine aussichtsreiche Ansage.

»Wir wollen jedes Spiel gewinnen!« Aus dem Mund von Ailien Poese klingen diese Worte nicht wie eine der üblichen Floskeln im Fußball. Es ist die klare Marschroute, mit der Unions Trainerin ihr Team in die Rückrunde der Regionalliga Nordost schickt. Und damit auch in das wegweisende Duell gegen die Spitzenreiterinnen von Viktoria Berlin. Beide Vereine wollen in die 2. Bundesliga aufsteigen, lieber heute als morgen.

Frauen spielen Fußball schon seit Jahrzehnten bei Union. Die Anfänge kurz nach der Klubgründung im Jahr 1968 fanden in der DDR ein recht schnelles sportpolitisches Ende, mit der Wende ging es wieder los. Ailien Poese spricht über »dunkle Erinnerungen« und lacht: »Wir haben damals noch auf Schotter gespielt.« Bis 2013 trug sie selber das Union-Trikot, neun Jahre später kam sie zurück – direkt von der Europameisterschaft. Ihr Weg aus Berlin hatte sie letztlich bis zum Deutschen Fußball-Bund geführt, für den sie im vergangenen Sommer als Analystin bei der EM der Frauen in England unterwegs war.

In Köpenick wieder angekommen, sagte Poese: »Im Bezirk und im Verein hat sich viel verändert.« Und es soll noch sehr viel mehr passieren. Für die Fußballerinnen des 1. FC Union war die Verpflichtung der 38-Jährigen der Start in eine neue Zeit. Von einer »historischen Dimension« spricht Vereinspräsident Dirk Zingler: »Die Frauen, die in unserem Verein Fußball spielen, sollen künftig den gleichen leistungssportlichen Anspruch entwickeln können, wie die Männer. Als Bundesligist sind wir in der Lage, die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Professionalisierung der gesamten Abteilung voranzutreiben. Es ist Zeit, diesen Schritt nun konsequent zu gehen.«

Die strukturellen Voraussetzungen bei Union haben Poese überzeugt. Die Ziele des Vereins ebenso: Vollprofitum und 1. Bundesliga auch für die Frauen. Einen konkreten Zeitplan dafür gibt es nicht. Der Weg dahin scheint auch noch weit. Etwas mehr als 100 Fußballerinnen spielen derzeit beim 1. FC Union – in der U13, U15, U17 sowie im zweiten und dem ersten Team. Mit den Frauen in der Regionalliga gibt es seit dieser Saison das erste Mal in der Vereinsgeschichte ein Team, in dem alle Vertragsspielerinnen sind, eine Profifußballerin im rot-weißen Trikot aber noch nicht. Und weil alle nebenbei lernen, studieren oder arbeiten, kann nur viermal in der Woche am Abend trainiert werden. Deshalb ist das Programm auch ein spezielles. »Wir vergeuden keine Zeit mit Laufeinheiten, sondern trainieren fußballspezifisch«, erklärt Poese.

Vielleicht lag es auch daran, dass Unions Frauen unerwartete Rückschläge einstecken mussten. Nach dem umjubelten Sieg im ersten Saisonspiel gegen den größten Konkurrenten um den Aufstieg, Viktoria Berlin, kam der erste Dämpfer schon am 4. Spieltag mit dem Remis gegen das zweite Team von RasenBallsport Leipzig. Punktverluste gab es danach auch noch bei den Niederlagen beim Magdeburger FFC und in Bischofswerder sowie beim Remis gegen das zweite Team vom FC Carl Zeiss Jena. Und so gehen Poese und ihre Spielerinnen bei einem Spiel mehr als Viktoria mit vier Punkten Rückstand in das wichtige Duell am Sonnabend.

Vermessen ist es dennoch nicht, jede Partie gewinnen zu wollen. Einerseits gelang das jeweils in den Spitzenspielen gegen Viktoria und Türkiyemspor Berlin. Andererseits hat sich Union noch mal deutlich verstärkt. Auf dem Platz sollen die im Winter nach Köpenick zurückgekehrten Zwillinge Dina und Katja Orschmann den Ton angeben, Dina hat immerhin 50 Erstligaspiele bei Turbine Potsdam und den Glasgow Rangers bestritten. Noch mehr Erfahrung bringt Jennifer Zietz zum 1. FC Union – mit mehreren Meisterschaften, einem Sieg in der Champions League und dem Europameistertitel. Die 39-Jährige soll als neue Sportliche Leiterin die Professionalisierung entscheidend vorantreiben.

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