Antimilitarismus und Antifaschismus gehören zusammen

700 Menschen demonstrieren in Berlin für den Frieden und wollen die antimilitaristische Bewegung aufleben lassen

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 4 Min.
Demonstration in Berlin gegen Krieg und Aufrüstung
Demonstration in Berlin gegen Krieg und Aufrüstung

»Klassenkampf statt Krieg und Aufrüstung«, steht auf dem großen Transparent, das mehrere junge Menschen vor dem Brandenburger Tor in die Höhe halten. Sie sind Teil der Demonstration gegen Krieg und Aufrüstung, zu der sich am frühen Samstagnachmittag etwa 700 Personen in Berlin zusammengefunden haben. Viele junge Menschen sind unter den Demonstrant*innen, darunter auch eine Gruppe der kommunistischen Organisation Rote Wende Leipzig. »Wir beteiligen uns an antimilitaristischen Aktionen, weil der Kampf gegen Krieg und Militarismus für unsere Arbeit eine zentrale Bedeutung hat«, erklärt einer der Leipziger Aktivist*innen.

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Auch aus Oberhausen in Nordrhein-Westfalen sind Antimilitarist*innen angereist. Genauso sind die Linkspartei und die Linksjugend Solid auf der Demonstration mit Fahnen und Transparenten gut sichtbar vertreten. Zumindest auf der Demonstration scheint der parteiinterne Streit in den Hintergrund zu treten. Ein junger Mann trägt eine Regenbogenfahne mit dem Solid-Emblem. »Wir wollen alles tun, um eine Spaltung der Partei zu verhindern«, erklärt er.

Waffenlieferungen verlängern den Krieg

Ein Redner der Vereinigten der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) spricht von den Dilemma, in das die Antimilitarist*innen durch den russischen Einmarsch in die Ukraine geraten sind: »Wenn die russische Armee die Ukraine besiegt, ist das auch eine Einladung an autoritäre Herrscher in aller Welt. Doch mit den Waffenlieferungen auch aus Deutschland wird der Krieg immer weiter verlängert und noch mehr Menschen sterben.« Antimilitarismus und Antifaschismus gehören zusammen, betont er. Schließlich habe die Parole der überlebenden Widerstandskämpfer*innen gegen das NS-Regime nach ihrer Befreiung »Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg« gelautet.

Daher erteilt der VVN-BdA-Sprecher jeder Zusammenarbeit mit rechten und rechtsoffenen Gruppen eine klare Absage. Diese Position teilt auf der Demonstration wohl die große Mehrheit Teilnehmer*innen. Auf vielen Transparenten und Schildern ist der Aufruf an die Soldat*innen aller Länder zu lesen, sich dem Krieg zu verweigern: »Lauft, desertiert.« Dazu ruft während der Kundgebung auch ein polnischer Sozialist auf, der sich in die politische Tradition von Rosa Luxemburg stellt.

Nach einer kurzen Demonstration endet der antimilitaristische Umzug wieder am Brandenburger Tor. Der Geschäftsführer der Naturfreunde Uwe Hiksch spricht sich in einer engagierten Rede für eine antimilitaristische Bewegung aus, die Kriegsdienstverweiger*innen und Deserteuer*innen unterstützt. »Mit nationalistischer Propaganda werden sowohl in der Ukraine als auch in Russland die Arbeiter*innen in den Tod gehetzt«, so Hiksch. Eine Rednerin des antimilitaristischen Bündnisses Rheinmetall entwaffnen ruft dazu auf, die deutschen Rüstungskonzerne in den Mittelpunkt des Protestes zu rücken.

Auftakt einer Antikriegsbewegung

Am 9. September lädt das Bündnis von 14 Uhr bis 20 Uhr zu einem antimilitaristischen Ratschlag in den Berliner Mehringhof ein. Dort sind auch Kriegsgegner*innen aus Russland und der Ukraine zugeschaltet. Antimilitaristische Gewerkschafter*innen aus Italien und die Informationsstelle Militarisierung aus Tübingen werden ihre Arbeit vorstellen. Es scheint, als herrsche in der kleinen Antikriegsbewegung Aufbruchsstimmung.

»Das war ein Auftakt. Das antimilitaristische Bündnis wird weiterarbeiten und vielleicht gibt es in einigen Monaten eine bundesweite linke Antikriegsdemonstration«, hofft ein Mitorganisators der Demonstration, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen willl. Andere Antimilitarist*innen teilen diesen Anspruch. Womöglich sei der Grundstein für den Wiederaufbau einer antimilitaristischen Bewegung gelegt worden.

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