• Berlin
  • Sexuelle Belästigung

Keine Ermittlungen gegen gekündigten HU-Dozenten

Berliner Staatsanwaltschaft: Verbale sexuelle Belästigung ist kein Straftatbestand

Nachdem die Berliner Polizei die Ermittlungen gegen einen ehemaligen Dozenten der Humboldt-Universität (HU) aufgenommen hatte, wurden diese von der Staatsanwaltschaft nicht fortgeführt, sondern eingestellt. Zuerst berichtete der »Spiegel«. Der Dozent war zuvor von der HU gekündigt worden, weil zahlreiche Studierende von verbalen sexualisierten Übergriffen berichtet hatten, die jahrelang stattgefunden haben sollen.

Laut Staatsanwaltschaft ist eine »körperliche Berührung« für den Straftatbestand der sexuellen Belästigung eine »zwingende tatbestandliche Voraussetzung«. »Alle verbalen Äußerungen sind bereits nicht tatbestandsmäßig. Denn als sogenanntes ›Hands-On-Delikt‹ wird die Berührung des Körpers vorausgesetzt«, sagt Pressesprecher Sebastian Büchner zu »nd«.

Nur in einem in der Akte hinterlegten Fall habe es eine körperliche Berührung gegeben, als der Dozent eine Studentin an seiner Hand in sein Büro geführt haben soll. Dies reiche aber auch nicht für den Vorwurf der sexuellen Belästigung aus, so Büchner. Eine Anklage gegen den Dozenten liege bislang nicht vor, die Polizei habe die Ermittlungen ohne diese aufgenommen.

HU-Studierendenvertreterin Leah vom Referent*innenrat hält es nicht für angemessen, dass nur körperliche Übergriffe verfolgt werden. »Auch verbale sexualisierte Gewalt ist Gewalt«, so die Öffentlichkeitsreferentin zu »nd«. »Wenn es zu einem Gerichtstermin wegen der Vorwürfe kommen wird, dann wohl vor dem Arbeitsgericht«, vermutet sie. Der Dozent werde wohl gegen die Kündigung vorgehen.

Als Studierendenvertretung freue man sich aber vor allem darüber, dass der Dozent endlich von der HU gekündigt worden sei, auch wenn es »fast 20 Jahre lang« gedauert habe. »Das Wichtigste ist, dass er nicht mehr an der Uni ist.« Ohne den öffentlichen Druck wäre dies wahrscheinlich nicht erreicht worden. »Das ermutigt uns, auch weiterhin Vorfälle öffentlich zu machen«, sagt Leah.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal