Neuer Juso-Chef: Ein Netzwerker

Philipp Türmer ist neuer Vorsitzender der SPD-Nachwuchsorganisation

Wirtschaftswissenschaftler und Jurist, außerdem Mitglied des Forums Demokratische Linke 21 in der SPD: Das ist Philipp Türmer, neuer Vorsitzender der Jungsozialisten, gewählt am Freitagabend mit einem knappen Ergebnis von 54 Prozent. Radikale antikapitalistische Rhetorik pflegte der 27-Jährige auf dem Juso-Bundeskongress in Braunschweig genau wie seine unterlegene Kontrahentin Sarah Mohamed. Die frühere Vorsitzende des AStA der Uni Bonn beschreibt sich selbst als »queere Schwarze Frau, die mit Hartz IV im Ruhrgebiet aufgewachsen ist«. Dass sich der Offenbacher gegen sie durchsetzte, wird seiner guten Vernetzung zugeschrieben. Er ist schon seit zehn Jahren bei den Jusos aktiv und seit sechs Jahren Mitglied des Bundesvorstands.

Türmer will die »Systemfrage« stellen. In seiner Bewerbung um das Amt schrieb er, der Ursprung aller Missstände unserer Zeit sei das »zutiefst ungerechte kapitalistische und patriarchale Gesellschaftssystem, in dem einige wenige von der Ausbeutung der Mehrheit und des Planeten profitieren«. Er möchte die Türen zu vom »rechten und konservativen Rollback« verschlossenen »Diskursräumen« wieder »auftreten, damit linke Politiker*innen, Aktivist*innen und Gewerkschafter*innen hindurchgehen können«.

Auf dem Kongress kritisierte er den Bundeskanzler scharf – Tradition bei den Jusos: Auch Olaf Scholz war mal ein linksradikaler Juso-Vize. Türmer löst Jessica Rosenthal ab, die demnächst in Elternzeit geht. Außerdem sitzt sie mit weiteren 48 Jusos seit 2021 im Bundestag. Kritik an der Regierungspolitik kam von ihr kaum noch. Die übernimmt jetzt Türmer, solange er noch nicht in die hauptamtliche Politik gewechselt hat. In Braunschweig rief er der Regierung zu: »Kippt endlich diese gottlose Schuldenbremse!« Das Versagen der Ampel-Koalition in der Sozialpolitik sei fatal, treibe die Menschen in die Arme der AfD. »Mach den Kampf gegen Armut und für Verteilungsgerechtigkeit endlich zur Chefsache«, forderte er Scholz auf.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal