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DFB-Pokal: Der VfB Stuttgart ist wirklich so gut, wie er aussieht
Das 2:0 im Pokal-Achtelfinale gegen Dortmund lässt Stuttgarter Fans von Titeln träumen. Und das nicht einmal zu Unrecht
Es ist eine merkwürdige Stimmung, die sich derzeit nach Heimspielen des VfB Stuttgart in der Sportsbar »Palm Beach« breitmacht, die jetzt, im tiefsten Dezember, noch viel weniger Florida-Assoziationen weckt als im Sommer. Natürlich war da auch nach dem fast schon grotesk niedrig ausgefallenen 2:0-Sieg gegen Borussia Dortmund diese kindliche Fanfreude über einen weiteren Sieg gegen ein Team, das man vor ein paar Wochen noch als hohen Favoriten angesehen hätte. Aber die kollektive Begeisterung wirkt zunehmend routinierter – was man nach 13 Siegen in den 16 Pflichtspielen dieser Saison ja auch nachvollziehen kann. Zumal es natürlich auch am Mittwoch nicht ernst gemeint war, wenn einzelne Fans schon einmal laut darüber nachdachten, ob man dereinst im Juni als frischgebackener Deutscher Meister zum Pokalfinale nach Berlin reisen werde. Aber es ist eben auch nicht mehr so, dass die Vorstellung so absurd klänge wie damals die mittlerweile feierlich beerdigten »Big-City-Club«-Ambitionen der Berliner Hertha, die zur gleichen Zeit beim Sieg gegen den HSV auch einen recht netten Pokalabend verbringen durfte.
Im eisigen Stuttgarter Stadtbezirk Bad Cannstatt war das Bild allerdings ein anderes als in der Hauptstadt, wo die Partie munter hin- und herschwappte. Im Schwäbischen ging das alles weniger komplex vonstatten und lässt sich wie folgt zusammenfassen: Dortmund war miserabel, Stuttgart richtig gut. So gut sogar, dass man die These aufstellen kann, der VfB hätte selbst dann gewonnen, wenn Dortmund deutlich besser gespielt hätte. »Sehr viele Menschen fahren heute richtig glücklich nach Hause«, so die berechtigte Vermutung von Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß. »Sie haben eine Mannschaft gesehen, die zusammen gefightet und schön kombiniert hat.«
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Tatsächlich sieht man die Rasanz und die Präzision, mit der Serhou Guirassy beispielsweise vor dem 1:0 freikombiniert wurde, hierzulande nicht so häufig (54.). Auch beim 2:0 durch Silas (77.) ging alles viel zu schnell für die Dortmunder Defensive, die auch in drei, vier anderen Situationen riesiges Glück hatte, dass sich die Stuttgarter Offensive gerade selbst so viel Spaß macht, dass sie das Ziel des Spiels, das auch im Schwäbischen eine von zwei Pfosten und einer Latte definierter Bereich ist, aus den Augen verliert. Deniz Undav, der stark spielte, aber kein Tor schoss, berichtete nach dem Spiel, dass er für Deutschland und nicht für die Türkei auflaufen würde, wenn DFB-Coach Julian Nagelsmann ihm das ermöglichte. Was dagegen sprechen sollte, konnte man sich am Mittwoch beim besten Willen nicht vorstellen: Nationalstürmer Niclas Füllkrug blieb nach seiner Einwechslung, um es höflich zu formulieren, unauffällig.
Dabei war die Defensive der Borussia noch nicht einmal der augenfälligste Schwachpunkt einer hilflosen Mannschaft, die schon nach der energischen Stuttgarter Anfangsphase den Schlusspfiff herbeizusehnen schien. Der BVB hatte an gleicher Stelle dreieinhalb Wochen zuvor schon das Ligaspiel mit 1:2 verloren und schwach gespielt. Diesmal war er – vor allem fußballerisch – noch viel schlechter. Ob die von Trainer Edin Terzic verordnete Defensivtaktik bei einem Team, das gerne Meister werden würde, die nötigen Energien freisetzt, sei dahingestellt. Wenn man das nicht gerade komplexe Vorgehen, tief zu stehen und schnell zu kontern, aber so tranig und fehlerhaft ausspielt wie Dortmund, bleibt man so chancenlos, wie es der Vizemeister am Donnerstag fast durchgehend war. Immerhin zeigten sich alle Beteiligten selbstkritisch. Von Terzic bis Kapitän Emre Can, der vor der Fernsehkamera deutlich wurde: »Es hat vorne und hinten gefehlt. Fußballerisch war das eine Katastrophe. So kann es nicht weitergehen.«
Das sehen sie in Stuttgart ganz anders. Und tatsächlich stellt sich allmählich die Frage, ob bei den vielen sehr überzeugenden Siegen der vergangenen Wochen wirklich immer der Gegner so schwach war. Oder ob diese VfB-Mannschaft nicht einfach wirklich so gut ist, wie es die Bundesliga-Tabelle derzeit vom Drittplatzierten behauptet.
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