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Bauernpräsident Rukwied: Bauernführer? Industrielobbyist!
Joachim Rukwied ist Präsident des Bauernverbands, sitzt aber auch in Aufsichtsräten großer Konzerne
Der Deutsche Bauernverband (DBV) ist seit langem nicht mehr sonderlich beliebt unter Landwirten. Das rührt daher, dass die DBV-Spitze eng mit Futter-, Saatgut- und Lebensmittelindustrie und anderen Konzernen im agrarischen Umfeld verbandelt ist und deren Interessen erkennbar vor die der Bauern stellt.
Die zahlreichen Posten in Aufsichts- und Verwaltungsräten, die der langjährige DBV-Präsident Joachim Rukwied innehat, sind exemplarisch dafür. Derzeit tritt er in der Auseinandersetzung um die geplanten Kürzungen der Agrardieselbeihilfen als Wortführer auf. Es ist populistisches Kalkül, wenn er, wie dieser Tage im ZDF, gegen die »Politik aus der Berliner Blase« wettert und gegen die Berater der Regierung, die »noch nie gearbeitet, noch nie geschwitzt« hätten.
Das letzte Mal, dass er selbst schweißgebadet in seinem Betrieb nahe Heilbronn auf dem Feld oder im Weinberg geschuftet hat, dürfte allerdings auch schon eine Weile her sein. Denn viel Zeit kann der Multifunktionär dafür nicht haben: Er ist nicht nur DBV- und Landesbauernpräsident in Baden-Württemberg, sondern auch Chef des europäischen Zusammenschluss der Bauernverbände. Darüber hinaus hatte er 2019 laut einer Recherche des Naturschutzbundes Nabu 18 Mandate in Gremien und Unternehmen. Die sollen ihm jährlich Nebeneinkünfte von 167 000 Euro bescheren. Die lukrativsten sind dabei die Aufsichtsratsposten beim Agrarhandels- und Baukonzern BayWa AG und bei der Südzucker AG. An diesem Montag wird er auf der Großkundgebung in Berlin einmal mehr den Bauernführer geben und zu den Teilnehmern des Gesprächs von Verbändevertretern mit den Spitzen der Ampel-Parteien gehören.
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