Angriff in Cottbus: Der Rassist im Klassenzimmer

Dass der Cottbuser Lehrer seine zwei Schüler aus rassistischer Motivation schlug, zeigt, wie stark rechtsextreme Haltungen in Institutionen sickern

Demonstrant*innen fordern das Schlamt in Cottbus auf, Verantwortung zu übernehmen.
Demonstrant*innen fordern das Schlamt in Cottbus auf, Verantwortung zu übernehmen.

»Der beschuldigte Lehrer wirkte aus fremdenfeindlichen Gründen körperlich auf den geschädigten Schüler mittels Fußtritt ein.« So schreibt es das Brandenburger Innenministerium in einer Nachmeldung von rechtsextremen Gewalt- und Straftaten im Jahr 2023.

Ein Satz, der in trockener Bürokratensprache erst beim zweiten Lesen seine volle, erschreckende Wirkung entfaltet. Ein Pädagoge, eigentlich eine Vertrauensperson, die Kinder in zutiefst prägenden Jahren begleiten und unterstützen sollte, so ein Pädagoge also schlägt seine Schutzbefohlenen aus rassistischer Motivation zusammen.

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Bereits Mitte März wurde durch RBB-Recherchen bekannt, dass ein Lehrer an einer Cottbuser Gesamtschule zwei damals zwölfjährige Schüler mit Migrationshintergrund misshandelt haben soll. Der Leiter des Schulamtes schloss jedoch einen rassistischen Hintergrund aus. Was damals dennoch als Befürchtung im Raum stand, bestätigt nun das Ministerium – und ordnet die Vorfälle, die sich bereits im September 2023 ereigneten, dem rechtsextremen Spektrum zu.

Der Fall zeigt, worüber noch viel zu selten geredet wird: die Bedrohung migrantischer Kinder und Jugendlicher durch rechte Erwachsene – und zwar nicht durch Skinheads nachts auf der Straße, sondern im Alltag, in Institutionen, in der vermeintlich »normalen« Welt. Eine migrationsfeindliche Rhetorik sorgt nicht nur für AfD-Wahlerfolge, nicht nur für die abstrakte »Bedrohung der Demokratie«. Sie sorgt im Hier und Jetzt dafür, dass ein rassistischer Lehrer seinen Überzeugungen Taten folgen lässt und ein halbes Jahr nichts passiert. Eine Schande für das Schulamt, für das Bildungsministerium, für alle, die so lange schwiegen.

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