Autor Antonio Scurati: Zensierter Warner

Der italienische Autor Antonio Scurati warnt vor Faschismus und wird vom Fernsehen ausgeladen

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Italien – Autor Antonio Scurati: Zensierter Warner

Wenn der Schriftsteller Antonio Scurati vor Faschismus warnt, muss man ihn ernst nehmen: Er hat eine viel beachtete Roman-Trilogie über dessen Begründer, Benito Mussolini, geschrieben. Beim Tag der Befreiung Italiens vom Nazifaschismus in Mailand sprach er von den Risiken für die Demokratie durch die Regierung.

Italiens Premier Giorgia Meloni bestätigte am 25. April Scuratis Befürchtungen: In ihrer Ansprache nahm sie das unerlässliche Schlüsselwort für den Tag der Befreiung nicht in den Mund: Statt den Antifaschismus als Fundament der italienischen Verfassung explizit anzuerkennen, warnte sie in vernebelnder Gleichsetzung »vor allen Totalitarismen«. Zu einfach für Scurati, bei dem die Alarmglocken schon lange klingeln und der am Freitag in einem Interview »eine langsame und fortschreitende Erosion« der Demokratie feststellt.

Ein kürzlicher Zensurversuch der staatlichen italienischen Rundfunkanstalt Rai gegen Scurati lief ins Leere: Er sollte eine Rede halten über die Bluttaten des Nazifaschismus in Italien und die Bedeutung des Antifaschismus für die italienische Demokratie, wurde aber kurzerhand ausgeladen. Honorarfrage, hieß es wenig überzeugend seitens der Rai-Spitze; die Tageszeitung »La Repubblica« fand heraus, dass intern inhaltliche Gründe den Ausschlag gaben.

Tatsächlich ist die Rai seit Amtsantritt Melonis an entscheidenden Stellen mit Gefolgsleuten der rechtsextremen Regierung besetzt worden. Doch durch den Versuch, den 54-jährigen Scurati mundtot zu machen, entfalteten seine Worte noch größere Wirkung: Sein Monolog wurde in Zeitungen abgedruckt, im Fernsehen vorgetragen – und Meloni musste ihn auf ihre Facebookseite stellen.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.