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Neo-Nazis: Auf’s-Maul-Propaganda

Alles, was rechts ist (18. und letzter Teil): Neo-Nazis

Wie Dackellady Katie in Wolfsburg – alle, ob Mensch oder Tier, finden Nazis doof.
Wie Dackellady Katie in Wolfsburg – alle, ob Mensch oder Tier, finden Nazis doof.

  • Neo-Nazis sind auch bekannt als: *Buärgh*
  • Motto: »HHa, wir sind noch da!«
  • Weltbild & Ziele: Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus, Antifeminismus, Völkischer Wahn, brauner Mystizismus, Militanz, Männerkult, Gewaltverherrlichung, Holocaust-Relativierung, Einfordern einer autoritären Hierarchie, ethnische Homogenität und vieles mehr – bei Neo-Nazis findet sich alles, was rechts ist, zum Maximum gesteigert. Der Versuch, dieses Weltbild und die darin enthaltenen Narrative detaillierter darzustellen, ist wie in eine Kloschüssel zu fassen: kommt ganz sicher nix Gutes bei raus – und eigentlich sollte das auch schon längst weg sein.
Alles, was rechts ist

Die Rechten werden immer mehr, auch wenn manche beharrlich behaupten, sie seien gar nicht rechts, oder angestrengt versuchen, sich als etwas anderes auszugeben. Um einen Überblick zu behalten, wer und was sich mittlerweile alles in der rechten Ecke tummelt, analysiert der Satiriker Maik Martschinkowsky in unserer Serie »Alles, was rechts ist« die wichtigsten Strömungen. Weitere Texte lesen.

  • Erscheinungsbild: Während in den 90er Jahren Glatzkopf, Bomberjacke, hohe Stiefel, auf die Schulter gelegter Baseballschläger und ein Dauerpegel von 1,8 Promille das Bild von Neo-Nazis prägten, hat sich ihr Erscheinungsbild heutzutage deutlich …. nun ja, diversifiziert. Neben der Übernahme anderer subkultureller Stil-Fragmente, hat der Anteil sogenannter Anzug-Nazis erheblich zugenommen. Insbesondere hat jedoch die Aneignung klassisch linker Erscheinungsweisen durch die sogenannten autonomen Nationalisten offenbar einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weshalb Neo-Nazi-Gruppen inzwischen häufig so aussehen wie eine Black-Block-Attrappe mit Haarausfall. Geblieben ist eine Vorliebe für »Codes« in Form eines ausgeprägten Marken-Fetischs. Die früheren Markenvorlieben wie Lonsdale, Fred Perry, Pitbull und Alpha Industries sind inzwischen durch speziell für nationalistische und neonazistische Zwecke designte Marken ersetzt worden, wie etwa: Thor Steinar, Dobermann, coNSDAPle, Masterrace und das Böse-Wolf-Label Isegrimm.
  • Auftreten & Charakter: Neo-Nazis machen in der Regel keinen Hehl aus ihrer Gesinnung, im Gegenteil: Sie legen es auf Konfrontation an und neigen zu »Auf’s-Maul-Propaganda«. Das macht sie leicht zu erkennen und schwer zu ignorieren.
  • Sonstige Merkmale: Neo-Nazis sind in der Regel begeisterte Sammler von NS-Devotionalien. Zudem haben sie bekanntermaßen einen ausgeprägten Hang zum Verwenden von Zahlenkombinationen, etwa 88 und 18 oder Abkürzungen mit H, A und SS.
  • Spezialfähigkeit: Hass.
  • Politische Strategie: Aggressives Auftreten und das Verbreiten menschenverachtender Narrative als »Stolz« und »Ehre« darstellen, in der Hoffnung, dass dadurch auch bei anderen die deutsche Seele in Wallung gerät – und ein großes AH-Erlebnis hat.
  • Wichtigste Medien: Hitler. Es gibt zwar erschreckend viele Zeitschriften und Websites von und für Neo-Nazis, aber letztlich läuft alles auf Hitler hinaus.
  • Einfluss auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 10 (Maximum): Derzeit so 4-5. Eine direkte Zusammenarbeit mit offen bekennenden Neonazis wird von Angehörigen der inzwischen deutlich einflussreicheren »Neuen Rechten« aus strategischen Gründen eher vermieden, bzw. verheimlicht. Da der nationalsozialistische Faschismus allerdings eine Art Archetyp autoritärer Schreckensherrschaft darstellt, muss leider jederzeit mit einem Wiedererstarken gerechnet werden.
  • Marschieren gut mit: Autonomen Nationalisten, Nazi-Skins, Burschenschaftler*innen und Rechten Parteilingen.
  • Interne Konflikte mit: Liberal-Konservativen, Links-Konservativen, Bürgerlich-Konservativen und Neo-Eurasisten.
  • Erzfeinde: Juden, Nichtweiße, Volksverräter und die Fakten der Geschichte.
  • Mögliche Gegenstrategie: Neo-Nazis möchten notorisch zu jemandem aufschauen und beim Gefühl von Autorität und Führung werden sie schwach. Das böte zumindest theoretisch die Möglichkeit, sie zu unterwandern und mit den passenden Tönen in die gewünschte Richtung zu locken – wobei sie aber vermutlich nur demjenigen Folge leisten, der ihren Wunsch, zu etwas natürlich Überlegenem zu gehören, bedient. Daher bleibt wohl weiterhin das einzige, was hilft, konsequenter, täglicher Antifaschismus in Wort und Tat.
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