Israels offener Zwei-Fronten-Krieg fordert viele Tote

Israelische Menschenrechtsgruppen warnen vor Vertreibung im nördlichen Gazastreifen

  • Lesedauer: 3 Min.
Trauernde nehmen an einem Begräbnis für die Opfer eines israelischen Luftangriffs im libanesischen Bergdorf Maysra, östlich der Küstenstadt Byblos, teil.
Trauernde nehmen an einem Begräbnis für die Opfer eines israelischen Luftangriffs im libanesischen Bergdorf Maysra, östlich der Küstenstadt Byblos, teil.

Tel Aviv. Israels Armee führt weiter Krieg an zwei Fronten und tötet dabei viele Zivilisten. Im Libanon sind bei einem Luftangriff auf den Ort Aito im Norden laut Einsatzkräften mindestens 18 Menschen getötet worden, teilte das libanesische Rote Kreuz mit. Das Ziel soll eine Notunterkunft für Binnenflüchtlinge gewesen sein, hieß es aus Sicherheitskreisen. Die Gegend wird überwiegend von Christen bewohnt.

Auch die Hisbollah schießt weiter Raketen auf Israel. Am Wochenende waren beim Einschlag einer Kampfdrohne in ein Ausbildungslager der israelischen Armee bei Benjamina nahe Haifa vier Soldaten getötet und 58 verletzt worden.

Die EU-Staaten haben am Rande eines Außenministertreffens in Luxemburg die israelischen Angriffe auf UN-Blauhelmtruppen im Libanon als schweren Verstoß gegen das Völkerrecht verurteilt. Man erwarte eine gründliche Untersuchung seitens der israelischen Behörden.

Im Norden des Gazastreifens sind bei einem israelischen Angriff unbestätigten Berichten zufolge mindestens zehn Menschen getötet und mehr als 40 weitere verletzt worden. Sie hätten bei einer Verteilstelle für Lebensmittel des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA in Dschabalia Schlange gestanden, als israelische Granaten eingeschlagen seien, sagten Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, sie prüfe den Vorfall. Trotz der israelischen Angriffe hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die zweite Runde der Impfungen gegen Kinderlähmung im Gazastreifen begonnen.

Plan zur Vertreibung der Palästinenser

Israelische Menschenrechtsgruppen haben vor einer Strategie der Vertreibung durch Aushungerung der Bewohner des nördlichen Gazastreifens gewarnt. Es gebe alarmierende Anzeichen dafür, dass das israelische Militär im Stillen beginne, den »Plan der Generäle«, auch Eiland-Plan genannt, umzusetzen. Entworfen von Offizieren im Ruhestand unter Leitung des früheren israelischen Sicherheitsberaters Giora Eiland, sehe der Plan die Zwangsumsiedlung der Zivilbevölkerung des nördlichen Gazastreifens durch verschärfte Belagerung und Aushungerung vor, schrieben die Menschenrechtsgruppen in einer Erklärung.

Bewohner des Flüchtlingslagers Dschabalia berichteten, die israelische Armee verhindere, dass Hilfsgüter zu den Menschen gelangten. Zu Beginn der neuen Bodenoffensive am 6. Oktober hat die Armee die im Norden verbliebenen rund 400 000 Zivilisten aufgerufen, sich in sogenannte sichere Zonen im Süden abzusetzen. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

- Anzeige -
- Anzeige -