Marzahn-Hellersdorf: Bangen ums Kombibad Kienberg

In Marzahn-Hellersdorf könnte der Sparhaushalt die langersehnten Freibadpläne durchkreuzen

Ein Freibad gibt es in ganz Marzahn-Hellersdorf nicht. Im Sommer bleiben nur Parks oder die gesetzesübersteigende Abkühlung in einem der Seen.
Ein Freibad gibt es in ganz Marzahn-Hellersdorf nicht. Im Sommer bleiben nur Parks oder die gesetzesübersteigende Abkühlung in einem der Seen.

Am Ende ist es ein Dreizeiler aus dem »Tagesspiegel«, der das Bezirksparlament in Marzahn-Hellersdorf in Aufruhr versetzt. Lange schon plant man hier ein Freibad für die 290 000 Bewohner*innen. Und nun muss man im Zuge der Einsparungen im Berliner Landeshaushalt lesen: »Statt neuer Mehrzweckschwimmbäder werden in Pankow und Marzahn-Hellersdorf einfachere Typenschwimmhallen gebaut.« Ein Hinweis, woher die Information stammt, findet sich in dem Text nicht. Die Bezirksverantwortlichen sehen sich dennoch zum Handeln motiviert.

Typenschwimmhallen sind im Wesentlichen Hallenbauten mit einem Bahnenschwimmbecken. Anders als vom Bezirk Marzahn-Hellersdorf bisher vorgesehen umfassen sie weder einen Außenbereich noch eine Saunalandschaft. Ein solches Mehrzweckschwimmbad sollte ab 2026 in Hellersdorf im Jelena-Šantić-Friedenspark unweit der Wuhle und des Kienbergs entstehen. Gewünschter Betreiber sind die Berliner Bäderbetriebe. Bezirk und Bäderbetriebe führen das Projekt unter dem Namen »Kombibad Kienberg«.

Eine konkrete Kostenkalkulation gibt es noch nicht. Erste Schätzungen ergaben 29 bis 45 Millionen Euro. Die Bäderbetriebe haben bereits Planungsschritte ausgeführt, ein Flächenlayout, ein Baugrund- und ein Artenschutzgutachten erstellen lassen. All das kostet jetzt schon Geld. Auch wenn der Bau selbst tatsächlich erst 2026 und 2027 erfolgen und dann mit jeweils zehn Millionen Euro vom Land bezuschusst werden soll. Laut Konsolidierungsliste, mit der der Senat 2025 drei Milliarden Euro einsparen will, soll der Investitionszuschuss der Bäderbetriebe um zwei Millionen auf acht Millionen Euro gekürzt, der 13 Millionen Euro schwere Posten »Zuführung an die BBB-Rücklage« komplett gestrichen werden.

»Das wird Auswirkungen für die Vorhabenplanung haben«, urteilte die Staatssekretärin für Sport, Franziska Becker (SPD), im Sportausschuss am vergangenen Freitag. Zu weiteren Folgen für das Kombibad Kienberg und zu einer möglichen Auflage, künftig nur noch Typenschwimmhallen zu bauen, wollte sie sich mit Verweis auf mangelnde belastbare Informationen aus der Presse nicht äußern. Sobald das Parlament einen Haushalt verabschiedet habe, würden Aufsichtsrat und Vorstand der Bäderbetriebe eine mögliche Umplanung beratschlagen.

»Wir wissen seit Jahren, dass die CDU lieber einen privaten Spaßbadbetreiber haben will.«

Kristian Ronneburg (Linke)

Tags zuvor war man da in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Marzahn-Hellerdorf schon weiter. Sie habe dem Bezirksamt vorgeschlagen, den Bebauungsplan an die neuen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass die »Realisierung eines Bades – Freibades, Kombibades – in modifizierter Form oder in anderen Varianten möglich wäre«, erklärte Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung Heike Wessoly (CDU) der BVV. Der Angebotsbebauungsplan lege kein konkretes Bauvorhaben fest. Es sei denkbar, »dass man mit einer Schwimmhalle, die geöffnet werden kann, beginnt, dass man einen Saunabereich später anders finanziert dazunimmt und dann die Außenanlage gestaltet«, sagte Wessoly. Die Vorgabe der Typenschwimmhalle habe sie der Presse entnommen.

Gordon Lemm (SPD), Bezirksstadtrat für Familie und Gesundheit, sagte der BVV, dass man zur Kenntnis nehmen müsse, dass »nicht das Aus, aber deutliche Einschränkungen« besprochen würden. Auch wenn er die Bäderbetriebe bevorzuge, sagte Lemm: »Sollte es nicht nur mit den Bäderbetrieben möglich sein, müssen wir auch mit privaten Anbietern sprechen.«

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Kristian Ronneburg, sportpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, zeigte sich »nd« gegenüber verärgert, aber wenig überrascht: »Was seit Jahren unsere Sorge ist, haben CDU und SPD im Bezirksamt nun zum ersten Mal öffentlich kundgetan, nämlich dass die Beteiligung eines privaten Anbieters eine Option ist.«

»Wir wissen seit Jahren, dass die CDU lieber einen privaten Spaßbadbetreiber haben will«, sagte Ronneburg, dessen Wahlkreis an den Jelena-Šantić-Friedenspark grenzt. Die CDU habe schon zu Bustouren eingeladen, um den Investor zu präsentieren. Man wolle aber weder ein »zweites Tropical Island am Kienberg«, das als öffentlich-privates Partnerschaftsprojekt der Kommune am Ende teuer zu stehen kommen könnte, noch eine Typenschwimmhalle, deren Vorgabe der Senat bisher nicht dementiert habe. »Die Menschen in diesem Bezirk wollen endlich ein Freibad, eine geordnete Möglichkeit für das Baden im Sommer, was ihnen wiederum im Bezirk an unseren Seen überall durch CDU und SPD verwehrt wird«, sagte der Linke-Politiker.

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