Israel tötet offenbar Hamas-Kommandeur im Libanon

Beobachtermission besorgt über Verletzung der Waffenruhe

Rettungskräfte inspizieren das beschädigte Auto nach dem israelischen Angriff in der südlichen Hafenstadt Sidon.
Rettungskräfte inspizieren das beschädigte Auto nach dem israelischen Angriff in der südlichen Hafenstadt Sidon.

Das israelische Militär hat angeblich einen Hamas-Kommandeur in der libanesischen Stadt Sidon getötet. Laut Armeeangaben soll es sich dabei um einen Führer des Westsektors der Hamas, Khaled Ahmad Ahmad, handeln, der an der Planung des Angriffs auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen sein soll. Neben der Hisbollah ist auch die Hamas im Libanon vertreten. Das libanesische Gesundheitsministerium bestätigte, dass bei einem israelischen Luftangriff auf ein Auto in Sidon ein Mensch getötet wurde. Die Küstenstadt liegt etwa 40 Kilometer südlich von der Hauptstadt Beirut und ist Libanons drittgrößte Stadt.

Nach den libanesischen Regionalwahlen am Sonntag hat Israel wieder vermehrt Angriffe im Süden des Landes geflogen. Der Attacke in Sidon vorausgegangen war ein Drohnenangriff in Nabatieh im Südlibanon, der laut israelischem Militär dem Hisbollah-Kommandeur Adnan Muhammad Sadiq Harb gegolten haben soll. Das libanesische Gesundheitsministerium spricht hingegen von einem toten Zivilisten und drei weiteren Verletzten.

Die Libanon-Beobachtermission United Nations Interim Force (UNIFIL) äußerte sich besorgt »über die fortlaufenden Verletzungen von Resolution 1701«. Denn seit Ende November vergangenen Jahres gilt eigentlich zwischen der Hisbollah im Libanon und Israel eine Waffenruhe. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Verstöße vor. Tatsächlich befinden sich entgegen dem Abkommen noch immer fünf israelische Stellungen im Süden des Landes, außerdem behält sich Israel weiter offiziell vor, Ziele anzugreifen, sollte es sich nach deren Einschätzung um militante Stellungen handeln. Zwischen dem 27. November und dem 10. Januar hat das Armed Conflict & Event Data Project 330 israelische Luftangriffe dokumentiert, vonseiten der Hisbollah wurde bis dahin ein Angriff registriert.

Auch im Jemen flog das israelische Militär am Dienstag einen Angriff auf den Flughafen in der Hauptstadt Sanaa, dessen Funktionsfähigkeit nun nach israelischen Angaben »vollständig eingeschränkt« sei. Dieser sei eine Reaktion auf eine Huthi-Drohne auf dem Weg zum Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv gewesen, die abgefangen werden konnte. Die Huthi-Miliz kurz zuvor unter Vermittlung von Oman eine Feuerpause mit den USA ausgehandelt: Die Angriffe der Miliz auf US-Handelsschiffe im Roten Meer sollten aufhören, im Gegenzug würden die USA nicht mehr im Jemen bombardieren. Angriffe auf Israel aber seien »in keiner Art, Weise und Form« Teil der Abmachung gewesen, sagte ein Sprecher der Huthi, die sich im Oktober 2023 durch Angriffe auf Israel und Handelsschiffe mit den Palästinenser*innen solidarisiert haben.  Mit Agenturen

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