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»Kuchenkaiser-Haus« in Kreuzberg: Kaiser wird Genossenschaft

Das »Kuchenkaiser-Haus« am Kreuzberger Oranienplatz wird von der Genossenschaft Selbstbau eG gekauft

Jetzt in der Hand einer Genossenschaft: Das Kuchenkaiser-Haus in Kreuzberg
Jetzt in der Hand einer Genossenschaft: Das Kuchenkaiser-Haus in Kreuzberg

Eine Ende ohne Schrecken können die Bewohner*innen des »Kuchenkaiser-Hauses« in Kreuzberg vermelden. Das Haus mit 26 Wohnungen am Oranienplatz in Kreuzberg, das Eingänge sowohl vom Leuschnerdamm 43 als auch von der Naunynstraße 46 hat, wird von der Genossenschaft Selbstbau eG gekauft. Das teilte das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg am Dienstag mit.

Möglich wurde der Kauf des Hauses durch Fördermittel der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Rahmen der Genossenschaftsförderung. Wie Bausenator Christian Gaebler (SPD) mitteilt »im bundesweiten Vergleich ein einzigartiges Instrument«. Er freue sich sehr, dass man den Ankauf durch die Selbstbau eG habe unterstützen können, so Gaebler weiter. »Das sichert Wohnraum zu sozialverträglichen Mieten und gibt den Menschen so dauerhaft Sicherheit in ihrem bezahlbaren Zuhause.« Wie der Bezirk mitteilt, werden dort für 40 Jahre belegungsgebundene Wohnungen mit gedeckelten Mieten gesichert.

Seinen Namen trägt das Hause, weil im Erdgeschoss für über 100 Jahre das traditionsreiche »Café Kuchenkaiser« seine Räumlichkeiten hatte. Der ursprüngliche Besitzer Ulrich Fluss war 2023 überraschend gestorben und hatte es an eine Gruppe von Freund*innen vererbt.

Fluss, der sich gegenüber den Mieter*innen ironisch »euer Mithai Uli« nannte, war, wie die Mieter*innen auf ihrer Homepage schreiben, an einer guten Hausgemeinschaft interessiert. »Für ihn war es nicht wichtig, möglichst viel Geld einzunehmen und dadurch eventuell seine Mieter*innen zu verlieren«, erzählen die Bewohner*innen. Die Hausgemeinschaft organisierte sich schnell. Sie wandte sich mit der Idee, das Haus ins Eigentum einer Genossenschaft zu überführen, an die Arbeits- und Koordinierungsstruktur Gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung (AKS Gemeinwohl), eine vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg geförderte Schnittstelle zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft. Diese unterstützte die Hausgemeinschaft in ihrem Vorhaben.

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Der Kauf wäre allerdings fast gescheitert. Die Mieter*innen brachten zwar zehn Prozent der Kaufsumme auf. Damit die Selbstbau eG den Kaufpreis stemmen konnte, ohne dass dies für weitere finanzielle Belastungen der Mieter*innen sorgt, war aber eine Förderung aus Landesmitteln nötig. Der im März 2024 gestellte Antrag dafür blieb lange unbearbeitet. Die Erbengemeinschaft stellte eine Frist für eine Förderzusage bis zum 31. Januar 2025, die zum Stichtag mit der Ankündigung einer Zusage beantwortet wurde.

»Nach zwei Jahren hoffen, bangen, stolpern, wieder aufstehen, sind wir am Ziel angekommen: Unser Einsatz hat sich gelohnt! Unser Haus ist gerettet, dem freien Markt abgetrotzt im sicheren Hafen der Genossenschaft gelandet«, sagt Mieterin Ursula Schröder. Auch Peter Weber, Vorstand der Selbstbau eG, freut sich, dass die Genossenschaft das Haus an diesem »geschichtsträchtigen Ort« habe erwerben können.

»Jeder gemeinwohlorientierte Ankauf zeigt, dass kooperative Stadtentwicklung möglich ist und die Verwertungsspirale durchbrochen werden kann«, sagt Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne). Wenn es nach ihm geht, könnte das Beispiel Schule machen: »Ich lade Hausgemeinschaften ein, sich an das Bezirksamt und die von uns geförderte AKS Gemeinwohl zu wenden, wenn ihnen ein ähnlicher Weg vorschwebt.«

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