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Teileinstellung der Tram 21 ohne verbindlichen Plan
Wo wird die Linie 21 künftig in Friedrichshain enden, wo in Rummelsburg? Antworten der BVG fallen schwammig aus
Eigentlich ist der Fall klar. Weil die Gleise der Straßenbahnlinie 21 in Teilen der Boxhagener Straße in Friedrichshain und der Marktstraße in Rummelsburg komplett verschlissen sind, soll der entsprechende Abschnitt spätestens bis Jahresende stillgelegt werden.
Erst mit der Inbetriebnahme der geplanten Neubaustrecke über den Bahnhof Ostkreuz in einigen Jahren würde die Linie 21 dann wieder durchgehend verkehren. Einen Termin dafür nennt die Senatsverkehrsverwaltung in der aktuellen Antwort auf eine Schriftliche Anfrage des Verkehrspolitikers Tino Schopf (SPD) nicht. »Derzeit ist laut Vorhabenträgerin BVG das Anhörungsverfahren, das von der Anhörungsbehörde durchgeführt wird, in Planung«, heißt es dort zum aktuellen Stand. Der weitere Planungsverlauf und anschließende Bauablauf sei vom Planfeststellungbeschluss abhängig. Doch die Antworten der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf Fragen von »nd« zu den geplanten Maßnahmen bei der Teileinstellung der Bestandsstrecke deuten darauf hin, dass es im Hintergrund noch viel Bewegung gibt.
Voraussetzung für einen Weiterbetrieb zumindest auf Teilen der Boxhagener Straße ist der Einbau einer neuen Verbindung der beiden Richtungsgleise, damit die Züge wenden können. Bisher hieß es, dass die nötige Weiche an der Haltestelle Wismarplatz eingebaut werden soll. Nun heißt es: »Voraussichtlich Ende dieses Jahres wird die BVG zur Umsetzung des Ersatzverkehrs eine Zwischenendstelle auf der Boxhagener Str. in Richtung Holteistraße einrichten.«
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Die schwammige Formulierung lässt es zumindest möglich erscheinen, dass die Bahnen eine Haltestelle weiter als bisher genannt fahren könnten. Eben bis zur Holteistraße, wo die Straßenbahnlinie M13 kreuzt.
Nicht geantwortet hat die BVG auf die Frage, ob es bereits einen verbindlichen Liefertermin für die neue Weiche gibt. Seit Jahren gibt es einen Engpass in der Bahnindustrie für die Lieferung dieser Bauteile.
Weiterhin nicht beantworten kann die BVG auch die Frage, wie der Bus-Ersatzverkehr im gesperrten Abschnitt ausgestaltet werden soll. »Die damit verbundenen Verkehrskonzepte (und somit auch eine potentielle Mitnutzung der Buslinie 240) befinden sich derzeit in Abstimmung zwischen der BVG und der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt«, heißt es vom Landesunternehmen.
»Voraussichtlich Ende dieses Jahres wird die BVG zur Umsetzung des Ersatzverkehrs eine Zwischenendstelle auf der Boxhagener Str. in Richtung Holteistraße einrichten.«
BVG
Offen lässt die BVG auch die Frage, ob aus Karlshorst kommende Bahnen künftig am S-Bahnhof Rummelsburg enden oder noch unter der Bahnbrücke hindurch bis zur Haltestelle Marktstraße fahren sollen. Je nach Entscheidung zu den beiden temporären Endhaltestellen wäre der straßenbahnlose Abschnitt zwischen rund 850 und 1500 Meter lang.
Die Unklarheiten könnten durchaus damit zu tun haben, wer die Kosten für den Ersatzverkehr übernehmen muss – die BVG oder die Senatsverkehrsverwaltung. Oder auch mit der Frage, ob wirklich über Jahre auf eine Alternative zur Anbindung des Köpenicker Teilnetzes an die Werkstätten des Restnetzes verzichtet werden sollte. Bisher hatte die BVG erklärt, dass die Gleise in der Boxhagener Straße auch nicht als Betriebsstrecke in Betrieb bleiben sollen.
Einzig verbleibende Anbindung wäre dann die Tramstrecke über Tierpark, die erst nach fünf Kilometern an der Allee der Kosmonauten auf das restliche Netz trifft. Wie die plötzliche Sperrung wegen der maroden Brücke An der Wuhlheide im Mai zeigte, kann viel passieren, was auch einen längerfristigen Ausfall als im aktuellen Fall nach sich ziehen könnte. Maximal einen Monat lang könne der Betrieb auf den Köpenicker Tramlinien ohne Verbindung zum Restnetz aufrechterhalten werden, hieß es von der BVG.
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